Segel nähen

Wir sind im Besitz von zwei 15 Jahre alten Segeln - scheinbar noch die originale Besegelung unseres Bootes, das Genua hing wohl auch 15 Jahre lang eingerollt in der südfranzösischen Sonne und ist dementsprechend an den Rändern recht mitgenommen, das Großsegel ist da besser in Schuß. Außerdem haben wir noch eine weitere Genua um 300€ sowie einen Blister mit Bergeschlauch um 700€ gebraucht gekauft, beide müssen noch an der einen oder anderen Stelle ausgebessert und verstärkt werden.


Nur kurz zu den handwerklichen Vorraussetzungen die wir mitbrachten.

Kathi kann Menschen zusammennähen und wenns sein muß auch einen Knopf annähen

Wolfi: textiles Werken in der Unterstufe

Was tut man also wenn man jetzt 150qm Stoff an der Backe hat? Man kauft sich das Buch Sailmakers Apprentice ließt es durch und gibt dann im Youtube Sailrepair ein. Dann bestellt man bei Sailrite die nötigen Materialien und los geht's - Achtung die von Sailrite sind aus den USA, ergo wollen die bei der Lieferung noch Zollgebühren, und nicht zu knapp 450€ bei einer Bestellung von 1500€, es war uns eine Lehre, aber leider ist das ganze Zubehör in Europa im Einzelhandel nicht zu bekommen.


Ein ziemlich großer Raum wäre auch nicht schlecht, in unserem Fall konnten wir den Salvatorsaal der Pfarre Mariahilf in Wien benutzen - Danke dafür. Ein sehr schöner barocker Raum der sonst für Konzerte und Hochzeiten genutzt wird und er war gerade groß genug. 


Wir machen aus unserem großen kaputten Genua ein kleineres, dazu haben wir im Prinzip einfach aus dem großen Dreieck ein kleines herausgeschnitten und dann die Ränder wieder umgenäht. Insgesamt ca 20 Meter Zickzack Stich wobei aufgrund der dicke des Materials jedes (!) Loch mit Hammer und Piekser vorgestanzt werden muß - und ich sage euch das sind echt viele Löcher. Dafür hat Kathi 12 Stunden gebraucht. Dann müssen noch die Ecken verstärkt werden, da die natürlich am meisten beansprucht werden müssen Verstärkungsbänder auf 10 Schichten Dacron aufgenäht werden und zum Schluss noch ein Lederpatch. Die Arbeiten an unserem alten Genua dauern 3 Tage, die anderen Segel sind nicht so aufwändig, dort verstärken wir nur die Ecken und machen Leder drauf. 

Und falls sich wer fragt warum wir nicht die Nähmaschine nehmen, normale handelsübliche Maschinen sind einfach nicht stark genug - ich erinnere nur nochmal an den Hammer und Piekser, und dann soll mir noch einer erklären wie man die anderen 30qm an denen man gerade nicht näht (das ist ungefähr so groß wie ein Wohnzimmer) in, um und durch die Nähmaschine herumwurstelt. 


Alles in allem aber wirklich lustig und schön sind sie auch noch unsere gepimpten Segel. Handgenäht, das macht ja heutzutage keiner mehr, zu aufwändig und kostenintensiv. So haben wir nun in Heimarbeit wirklich edle Stücke hergestellt. Positiver Nebeneffekt: falls unterwegs mal eines kaputt geht wissen wir wie man es repariert und müssen nicht erst aufwändig und teuer einen Segelmacher suchen.


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