St. Tropez

Unser nächstes Ziel am französischen Festland ist St. Tropez. Die Überfahrt von Korsika aus war diesmal nur halb so lange, dank eines stetigen Windes kamen wir flott voran.

In St Tropez ankerten wir in der Bucht ca. 30 Gehminuten von der Stadt entfernt. Von meinem letzten Besuch waren mir eigentlich nur das maßlos überteuerte Eis (4,5 € für eine Kugel) und die Motorboote die den Maserati aus ihrer Garage ausladen in Erinnerung, meine Erwartungen waren dementsprechend.

Ich wurde jedoch eines besseren belehrt, abseits des Touristengedränges und des Hafens gibt es auch noch eine sehr schöne ursprüngliche Gegend mit lauschigen Plätzen und liebevoll arrangierter Begrünung der engen Gassen.

Hafen in St. Tropez
Hafen in St. Tropez


Pétonque-Spieler am Dorfplatz
Pétonque-Spieler am Dorfplatz
eine ernste Angelegenheit
eine ernste Angelegenheit


Unsere ersten Beulen

 

Nach drei ruhigen und entspannten Tagen vor Anker kündigt sich per Wetterbericht ein Mistral-Ausläufer an. Bei der seit Tagen stattfindenden Regatta beginnen die ersten kleinen Katamarane im Laufe des Nachmittags zu kentern. Der Wind wird immer stärker, Schaumkronen entstehen am Wellenkamm. Wir lassen mehr und mehr Ankerseil raus, damit der Anker besser hält. Wir sind bei 55m angelangt. Viel mehr geht nicht mehr, weil sich wieder mal ein britischer Ankernachbar zu nahe an uns gelegt hat. Der Reihe nach sieht man die Yachten um uns herum „slippen“. Das heißt die Anker halten nicht mehr. Wir peilen immer öfter eine Palme und das dahinter liegende Chateau, um sofort mitzukriegen, wenn unser Anker auch nicht mehr hält. Was auch prompt eine halbe Stunde später passiert. Wir treiben ab. Der Wind wird ständig stärker und hat bereits die angesagten 5-6 Windstärken weit überschritten. Wir holen also unseren Anker auf und machen uns auf den Weg nach St. Tropez-Hafen. Leider haben wir keine Zeit mehr uns den Text im Hafenhandbuch durchzulesen, wo steht, dass St. Tropez bei Mistral gefährlich ist und nicht angelaufen werden soll. Wir fahren also im Hafen ein und sind froh im relativ ruhigen Becken zu kreisen und auf die Antwort des Hafenkapitäns zu warten. Man versteht allerdings nicht was das Funkgerät so von sich gibt bei dem Wind. Dann kommt ein Boot der Capitainerie auf uns zu und verlangt allen Ernstes, dass wir wieder raus fahren sollen. Ich kann es kaum glauben, und während ich mit dem Typen diskutiere und gleichzeitig versuche das Boot nicht abtreiben zu lassen manövriere ich im engen Hafenbecken herum. Irgend wie wird die Abdrift dann einfach zu groß und wir touchieren mit dem Bugkorb und unserem Solarträger zwei Anker der festgemachten Motorboote. Schlussendlich verlassen wir den Hafen wirklich wieder und stampfen mit Vollgas und kaum Fahrt gegen gewaltige hohe, kurze Seen an. Inzwischen ist der Wind auf 34-38 kn gestiegen und in Böen sogar bis 44.

Dennoch schaffen wir es ohne weitere Vorfälle (außer einem vollgelaufenen Beiboot, das wir noch hinter uns herziehen) in den nächsten Hafen (Marina Cogolin), wo uns der Schock noch etwas in den Knochen sitzt.

Alles in Allem haben wir außer zwei Beulen am Boot und einem Schreck unsere erste richtige Sturmerfahrung recht gut gemeistert.     

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Helene (Dienstag, 14 Juli 2015 09:11)

    Oja St.Tropez ist wirklich teuer, kleiner Espresso am Hafen 5,-
    Der Sturmbericht klingt aber nicht lustig, was haben denn eure Nachbarn in der Situation gemacht? Bzw. was macht man wenn dann mal kein Hafen in nächster Nähe ist?? Sind solche Stürme häufiger und auch am Atlantik zu erwarten?

  • #2

    Alexander (Samstag, 18 Juli 2015 09:58)

    Die Bilder sind sehr schön, die Erlebnisberichte ungeschminkt........beruhigend ist das gerade nicht; keine Ahnung, aber sollte man das Boot nicht mit einem stärkeren Motor ausstatten....
    LG
    Alexander

  • #3

    Wolfgang (Mittwoch, 22 Juli 2015 18:46)

    tja, das gehört leider auch zum Segelalltag. Allerdings mit etwas Erfahrung lässt sich der Wetterbericht in der Region besser einschätzen und man verhindert solche Abenteuer. Der Motor ist eigentlich für das Boot in Ordnung (5 PS/Tonne entspricht der Empfehlung). Die meisten Nachbarn sind schon vor uns abgezogen. Am offenen Meer wäre Wind dieser Stärke gar kein Problem. Vereinfacht gesagt lässt man sich dann einfach abtreiben.