Gwadloup (Guadeloupe)

Die Überfahrt von les Saintes nach Guadeloupe von 12 sm sollte eigentlich ein kaum erwähnenswertes Ereignis sein, leider kommt es manchmal anders als geplant. Vor so einer  Abfahrt ist immer sehr viel zu tun und vor allem muss an viel gedacht werden. Alles gehört verstaut, festzurrt und die Fenster geschlossen. An Deck wird alles was  im Laufe des Aufenthaltes liegen geblieben ist weggeräumt. Die Sonnencreme der Hut und die Brille sollten bereit gelegt sein. Die Navigationszentrale und der Autopilot werden eingeschaltet. Die Seekarte will sorgfältig studiert und der Kurs festgelegt werden. Außerdem muss ein aktueller Wetterbericht heruntergeladen und kontrolliert werden. Da ist die Verlockung manchmal groß, etwas nachlässig zu werden und zum Beispiel das Beiboot nicht auch noch wegzustauen, sondern einfach die paar Meilen nachzuschleppen. Natürlich wussten wir bereits aus unserer Sturmerfahrung von Saint Tropez, dass unser Beiboot sich nicht gut schleppen lässt. Aber das war ja doch eine Ausnahmesituation. Diesmal sollte schon alles gut gehen, meinten wir....

 

Aber auch diesmal schlägt „Murphys law“ zu (alles was schief gehen kann, geht schief).

Nach ca. der Hälfte der Strecke, bei rauschender Fahrt und halbem Wind (Wind von der Seite) schaut Kathi nach hinten und schreit auf. Das Beiboot war von einer seitlichen Welle erwischt worden und vollgelaufen. Wir drehen in den Wind und rollten die Segel ein. Bis wir das vollgelaufene Beiboot wieder sicher an Deck hatten, vergingen ca. 20 Minuten, unsere Nerven lagen blank und wir waren ziemlich erschöpft, denn voller Wasser ist so ein Beiboot ganz schön schwer. In der Hitze des Gefechtes hatte sich außerdem das kleine Brett unter der Sitzbank gelöst und war über Bord gegangen. Trotz einer Rettungsrunde war das Brett nicht mehr aufzufinden. Es musste also ein neues Brett gebastelt werden.

 

Wenn’s nicht läuft, dann läuft’s nicht. Als nächstes erreichten wir die Marina vor Basseterre, wo ein schöner Ankerplatz auf 5-6m Wassertiefe sein sollte. Schon von weitem sahen wir, dass kein Boot vor Anker lag. Das war ungewöhnlich, da musste was faul sein. Beim Näherkommen wurde klar, der Ankerplatz existierte einfach nicht. Bis kurz vor der Küste war die  Wassertiefe viel zu groß, nur genau vor der Einfahrt zur Marina wäre sie geeignet. Die Einfahrt blockieren geht aber natürlich auch nicht.

 

Wir mussten also zur nächsten Ankerbucht ausweichen. Die "anse de la barque" war allerdings voll, die Suche ging weiter. Die „petite anse des trois tortues“ hat nicht nur einen netten Namen, sondern bot uns auch einen schönen ruhigen Platz zum Baden und Übernachten. Beim  Anker Kontrollieren per Taucherbrille wurde Wolfi mit Harpune ausgestattet, da ein aggressiv aussehender Barrakuda unter unserem Boot lauerte. Die Konfrontation endete mit einem Unentschieden und die Beteiligten blieben unverletzt. 

 

Am nächsten Tag erreichten wir das Dorf Deshaies, mit wirklich gutem Ankerplatz. Von hier aus wollten wir die Insel Guadeloupe erkunden. Wir mieteten uns ein Auto für zwei Tage und brachen auf in den Urwald des Nationalparks. Es erwarteten uns schöne Spaziergänge durch den tropischen Regenwald, Aussicht auf einen 110m hohen Wasserfall und als Krönung Schwimmen im Becken unter einem kleinerem Wasserfall, paradiesisch.

Wir besuchten auch das archeologische Zentrum der Insel, wo interessante unerklärliche Steingravuren aus Vorkolumbianischer Zeit zu bestaunen waren. Neben der gefundenen Keramik sind dies die letzten Zeugnisse der verschwundenen indigenen Kultur. Es ist verstörend sich zu überlegen, was sich hier abgespielt haben muss, als eine ganze Kultur komplett ausgelöscht wurde.

 

Die größte Stadt der Insel Point a Pitre hat neben wenigen netten alten Gebäuden leider vor allem Lärm, Billigläden und Fastfood-stände zu bieten. Wenigstens bekommen wir  erstmals seit Gibraltar wieder die Gelegenheit einen Kinofilm zu sehen. Der neue, äußerst schlechte, James Bond, Specter.

 

Vor Anker kam langsam der „Weihnachtswind“ auf. Der Passat wurde stärker und in Böen erreichte er zuweilen 30 Knoten. Hier machte sich unser Beiboot wieder negativ bemerkbar. Mit unseren Rudern ausgestattet, kamen wir nur noch sehr langsam in Böen gar nicht mehr vorwärts. Wir kamen ins Grübeln, ob wir nicht doch in St. Martin ein neues Beiboot erstehen sollten.

 

Am letzten Tag vor Abreise nach St. Bart wurde noch eingekauft, Unterwasserschiff kontrolliert und alles seeklar gemacht siehe Anfang des Artikels. Diesmal wurde das Beiboot richtig verstaut.

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Kommentare: 3
  • #1

    Vati (Sonntag, 27 Dezember 2015 22:48)

    was macht einen Barracuda gefährlich ? - hilft da eine Harpune ???

  • #2

    Alexander (Montag, 28 Dezember 2015 20:59)

    Danke für diesen interessanten Bericht!
    Wie groß und aus welchem Material ist das Beiboot?
    LG

  • #3

    Wolfgang (Dienstag, 19 Januar 2016 23:02)

    Das Beiboot ist aus Plastik und nur ca. 2,5m lang. Inzwischen haben wir aber auch ein neues aufblasbares Beiboot, das bei allen Bedingungen gut funktioniert.
    Baracudas greifen Menschen eigentlich nur an, wenn sie sich bedroht fühlen, genau wie die meisten Meeresbewohner.