Ankunft Marquesas Inseln (südliche Gruppe)

Unsere erste Anlaufstelle in Französisch Polynesien ist Hiva Oa einer der offiziellen Einklarierungshäfen. Die Crews der Boote, mit denen wir über Funk während der Überfahrt verbunden waren, begrüßen uns herzlichst unter anderem mit frischem Baguette. Auch beim Befestigen der Landleine hilft uns Florian von der Esperanza. Da wir den Ankerplatz direkt neben der Beibootlandestelle erwischen, kommen im Laufe der nächsten Tage alle Ankerlieger bei uns vorbei und es wird so viel gequatscht, dass es uns richtig schwerfällt, die ganzen Geschichten und vor allem Namen auseinander zu halten! Ein paar Anekdoten sind aber so außergewöhnlich, dass sie nicht so schnell in Vergessenheit geraten.

 

Da war Verena aus München, ein Mädel in den späten Zwanzigern, die mit dem erstbesten, norwegischen Skipper mit Alkoholproblem alleine über den Pazifik gefahren ist, nachdem sie ihn nur einen Tag lang kannte. Sie konnte es kaum erwarten vom Boot zu kommen. Wir haben sie dann für zwei Nächte bei uns beherbergt, bis sie bei einem netten französischen Pärchen untergekommen ist.

 

Als nächstes wird ein heruntergekommenes, kanadisches Boot mit Namen Balaton in die Bucht geschleppt. Die zwei  unterhaltsamen tschechischen Segler haben es in 48 Tagen von Panama überstellt, nach dem sie es nur ein paar Tage zuvor zum ersten Mal betreten hatten. Der kanadisch-ungarische Eigner des Seelenverkäufers, hatte ihnen erklärt, dass das Boot Tip-Top in Ordnung sei. Während der Fahrt ist dann ständig etwas kaputt gegangen. In Summe sind vier Stage und Wanden (Stahlseile) gebrochen, so dass gegen Ende der Fahrt nicht mehr gesegelt werden konnte. Zwanzig Meilen vor der Küste ist dann auch noch der Motor endgültig eingegangen. Zum Glück waren die beiden leidgeplagten schon in Reichweite der Küstenfunkstelle, die das Abschleppen organisierte.

 

Eines der fünf österreichischen Boote in der Bucht war die Muq-Tuq. Die Familie ist schon seit über zwanzig Jahren auf Booten unterwegs und hat dementsprechend viele und spannende Geschichten ihres Lebens auf dem Wasser auf Lager. Sie sind etwa extra aus Alaska heruntergesegelt nur um Freunde wieder zu sehen! Die Kinder sind fantastische Fischer und tauschen eines Morgens einen ca. 5 kg wiegenden Fisch gegen eine Packung Mannerschnitten mit uns.

 

Neben dem Small Talk versuchen wir die Insel in zwei ausgiebigen Spaziergängen zu erkunden und die Bestände auf unserem Boot wieder aufzustocken. Etwas umständlich können wir unsere Gasflaschen für  den Herd, die Dieselvorräte und das Brauchwasser auffüllen. Auch gute Lebensmittel gibt es in den Supermärkten im Dorf. Früchte muss man allerdings nicht kaufen, denn der Überfluss auf der Insel ist gewaltig. Man kann reife Früchte aller Art einfach am Wegesrand pflücken wenn man auf der Insel unterwegs ist oder man lässt sich von diversen Bootcrews beschenken, die zu viel eingesammelt hatten

 

Der einzige Nachteil des Atuona-Ankerplatzes auf Hiva Oa ist, dass man nicht so gut baden kann in der engen, überfüllten und trüben Bucht. Deshalb sind wir froh, dass wir nach 5 Tagen alles was wir brauchen an Bord haben und wieder weiterfahren können.

 

Die nächste Station ist die Hanamoenoa-Bucht auf Tauata, der Nachbarinsel. Ein absolut perfektes Südseeparadies! Türkises, warmes Wasser mit 50 Meter Unterwasserfernsicht. Rochen, Schildkröten und Ballonfische schwimmen ums Boot. Weißer Sandstrand mit Kokospalmen und einer einzelnen Hütte. Der einzige Bewohner der Bucht heißt Steven und schenkt uns eine Kokosnuss. Hier halten wir es durchaus ein paar Tage aus. Kathi mutiert zur aquatischen Lebensform und ist nicht mehr aus dem Wasser zu bringen. Außerdem lernt sie den Köpfler in Bi-Ba-Butzemanntechnik!

Nebenbei bringen wir einige kleinere Details am Boot wieder in Ordnung und sind nach einer Woche bereit weiter zu segeln.

 

Der nächste Höhepunkt auf unserer Reise ist die Bay of Virgins auf Fatu Hiva. Die malerische Ankerbucht ist von spektakulären Felsformationen mit üppiger, tropischer Vegetation umgeben. Ein verschlafenes Dorf liegt an der Mündung eines Baches. Im Dorf gibt es einen kleinen Laden der nur wenige Dinge im Sortiment hat. Deshalb behelfen sich die Dorfbewohner indem sie Tauschhandel mit den Seglern betreiben. Wir können einige Süßigkeiten gegen eine Bananenstaude, eine Papaya, einige Orangen und Chilischoten eintauschen.

 

Wenn man dem tief eingeschnittenen Tal ins Landesinnere folgt kommt man nach ca. einer Stunde zu einem Wasserfall mit Pool. Ein Bad im kühlen Süßwasser ist eine willkommene Erfrischung.

 

Am Sonntag nach unserer Ankunft ist der polynesische Muttertag. Es gibt eine Prozession vom Hafen bis zur Kirche. Alle sind in weiß gekleidet, die Frauen und Mädchen haben sich mit schön bunten Blumenkränzen geschmückt. Der lokale Musikverein ist mit einigen Gitarrenspielern und einem Trommler vertreten. Mit viel Hingabe singt das ganze Dorf, während Marienstatuen zur Kirche getragen werden. Auch in der Kirche fallen die Predigten eher kurz aus und werden gelegentlich vom  Gelächter der Gläubigen unterbrochen. Umso ausgiebiger ist dann wieder der inbrünstige Gesang.

 

Im Allgemeinen sind die Polynesier sehr entspannt. Sie mögen nicht viel Geld zur Verfügung haben aber wozu auch? Vorratshaltung ist unnötig. Jeder Zeit können wegen der fehlenden Jahreszeiten einfach Früchte geerntet oder Fische aus den umliegenden reichhaltigen Gewässern herausgezogen werden. Die Behausungen sind einfach, da Wände eigentlich nur für den Sichtschutz erforderlich und mehrere Geschoße wegen der dünnen Besiedelung unnötig. Das Leben spielt sich so wie so größtenteils im Freien ab. Nur ein dichtes Dach ist wichtig zum Schutz vor den sintflutartigen Regenfällen. Es gibt zwar ein paar Autos, aber zu Staus kommt es auf der einzigen ca. 10km langen Straße der Insel nicht. Die meisten jungen Leute gehen eine Zeit lang in die Stadt zum Arbeiten (Papeete oder zB.: Paris) viele kommen aber später drauf, dass das sorgenfreie Leben auf ihrer Insel doch besser zu ihnen passt und kommen zurück. Man darf sich aber nicht täuschen lassen, die Leute sind dank Satteliten-TV bestens über die Geschehnisse in der Welt informiert. Auch die Kommunikation mit der Außenwelt funktioniert dank der Postfilialen in jedem noch so kleinen Dorf per Wireless-Hotspot über weite Strecken sehr gut.

 

Kurz es handelt sich um einen Lebensentwurf der dem unseren, westlichen diametral entgegen steht.  Sympathisch und inspirierend...

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Kommentare: 5
  • #1

    Vati (Sonntag, 05 Juni 2016 00:29)

    Der Traum von der Ferne - an diesem Ort der Welt offenbar perfekt erfüllt !!
    Weiterhin viele schöne Tage.

  • #2

    Natascha (Sonntag, 05 Juni 2016 11:29)

    Schön, wieder von Euch zu lesen - toller Bericht und Fotos zum Träumen

  • #3

    Helene (Sonntag, 05 Juni 2016 13:20)

    Klingt nach tollen Erlebnissen und spannenden Eindrücken. Da läuft das Leben wirklich anders ab.
    Die Technik zum Köpfler lernen möchte ich dann bitte auch sehen ;)

  • #4

    Alexander (Sonntag, 05 Juni 2016 15:24)

    Der Bericht ist toll und informativ. Nur wer von uns würde so ein "polynesisches Leben" ohne Aufgaben, Herausforderungen und Ziele länger als ein paar Monate wirklich führen wollen? Mir waren die Geschichten vom Schlaraffenland immer schon suspekt!

    Liebe Grüße

  • #5

    Wolfgang (Montag, 13 Juni 2016 22:48)

    Tja, ich glaube auch dass wir auf Dauer für ein solches Leben ungeeignet wären. So lange alles neu, exotisch und so anders ist, ist das spannend. Nach einer Weile könnte es aber langweilig werden. ZB: habe ich mit einem Polynesier geredet, der seit einem Monat jeden Tag zum Hafen geht um auf die Ankunft eines angekündigten Seglers zu warten mit dem er Tauschhandel treiben will. Absolut unbegreiflich für uns...