Yachties

Kaum überraschend sind wir nicht die einzigen die es in die Ferne zieht. Sobald wir die überfüllten Segelreviere mit Charter- Betrieb verlassen, stoßen wir auf die bunte Gemeinschaft der Fahrtensegler. Die ersten richtigen Blauwassersegler lernen wir in la Graciosa und Arrecife auf den Kanarischen Inseln kennen, einzelne Langfahrtsegler kreuzen auch in den Antillen unseren Weg. Wir tauchen in die Gesellschaft der Yachties aber erst so richtig ein, als wir den San Blas Archipel in Panama erreichen. Dort gibt es das erste Kurzwellen-Funk-Netz, wo Infos aller Art ausgetauscht werden und man auf sehr hilfsbereite und großzügige Leute trifft. Die besten Schnorchelgebiete werden uns gezeigt, wir bekommen Tipps fürs Einkaufen von frischem Obst und Gemüse und wir werden zum Grillen auf Barbecue Island eingeladen.

 

Der Großteil der Segler die auf Langfahrt unterwegs ist kommt aus den Englisch-sprechenden Ländern. Amerikaner, Kanadier, Australier, Briten, Neuseeländer und eher selten Iren. Die nächst größere Gruppe sind die Franzosen, die sich aber oft etwas separieren und eher unter sich bleiben. Nur gelegentlich kommt man ins Gespräch, vor allem wenn sie merken, dass man französisch spricht. Danach kommen die deutsch- sprachigen Segler, wobei wahrscheinlich die Schweizer und Österreicher die am häufigsten vertretenen Inlandsnationen sind. Des weiteren sind die Skandinavier und Boote aus den Benelux-Ländern regelmäßig anzutreffen. Überraschender Weise sind Italiener und Spanier eher selten anzutreffen, sobald man das Mittelmeer verlässt. Alle anderen denen man begegnet sind Exoten. Gelegentlich sieht man ein brasilianisches Boot,  ein Pärchen aus Japan ankert eines Tages neben uns, zwei Tschechische Segler mit ungarischem Boot begegnen uns, ein slowenisches Boot geht mit uns durch den Panama-Kanal, ein einzelnes israelisches Boot genießt neben uns die Hanamanae Bucht  und einmal haben wir sogar eine Fahne aus Namibia gesehen. Alle anderen Nationen sind praktisch nicht vertreten. Der gemeinsame Nenner ist meist die englische Sprache. Alle Funknetze sind auf englisch und bei größeren Zusammenkünften wird auch Englisch gesprochen. 

 

Die Zusammensetzung der Crew besteht in den meisten Fällen aus einem Paar. Diejenigen die nicht das Glück hatten, einen hochseetauglichen Partner gefunden zu haben, sind als sogenannte Einhand-Segler unterwegs. Regelmäßig sieht man auch junge Familien mit ein oder zwei Kinder. Selten sind kleine Gruppen von Freunden unterwegs. Oft werden aus gutem Willen, oder weil man die Nachtschichten verkürzen will, Crews angeheuert. Danach wird aber sehr viel über diese zeitweise mitgenommenen Bordmitglieder gejammert. Sie verlassen oft frühzeitig das Boot oder werden mehr oder weniger unsanft von Bord komplementiert.

Ein eingespieltes Team ist auf so langen Reisen mit beschränktem Platzangebot einfach durch nichts zu ersetzen.

 

Beim Alter der Segler dominieren die älteren Semester. Diese Rentner nennen sich oft selber „old farts“ (alte Säcke) und sind offensichtlich die finanzkräftigsten Segler. Dies erkennt man an den dementsprechend großen und teuren Booten. Leute zwischen 30 und 50 Jahren gibt es auch nicht wenige. Zum Teil sind sie mit Kindern unterwegs. Die Karriere wurde entweder aus unterschiedlichsten Gründen frühzeitig an den Nagel gehängt, oder man hat es irgend wie geschafft, sich eine längere Auszeit zu gönnen. Jüngere Segler versuchen zum Teil an Sponsoring-Gelder zu kommen indem sie eine (verrückte) Idee haben, und sich selber damit vermarkten. (Beispielsweise hat eine Crew ein Huhn an Bord und erzählt die Geschichte der Reise aus der Perspektive eben dieses Huhns). Manchmal bekommt man den Eindruck, dass es sich bei den Sponsoren um die Eltern handelt. Jedenfalls kann man grundsätzlich feststellen, je jünger die Segler, desto kleiner und einfacher die Boote.

 

Alle diese Unterschiede in Alter und Herkunft sind aber im Segelalltag bedeutungslos und es entsteht eine tolle Kammeradschaft. 

 

In einer Fortsetzung dieses Artikels werden wir einzelne Bekannte vorstellen.

 

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Kommentare: 5
  • #1

    Helene (Montag, 18 Juli 2016 11:57)

    Schon interessant, dass das dann doch einige machen. Wisst ihr wie andere sich das so finanzieren?
    Auf jeden Fall nett, dass sich da eine Community bildet und man sich gegenseitig hilft. Ihr seit mit euren Alter, Herkunft etc. ja scheinbar im guten Mittelfeld :)

  • #2

    Vati (Montag, 18 Juli 2016 22:11)

    das Boot auf Bild 2 schaut wirklich toll aus - wie alt ist es ??
    In Nyköping am Hafen sieht man auch oft sehr gepflegte Boote mit Holzmast und überhaupt viel glänzendem Holz und Lack - kommt man mit so einem Boot auch um die Welt ??

  • #3

    Rick (Mittwoch, 27 Juli 2016 18:51)

    Hallo ihr beiden verfolge immer wieder fasziniert euren Bericht und lerne dadurch auch noch entfernte Gebiete dieser Erde kennen. Wie lang plant ihr noch auf See zu sein? Gruß auch von meiner Schwester Eva und ihrem Mann Manfred Rotter, der ja mit den Eltern von Katharina befreundet ist. Die Welt ist doch auch klein, wenn sie auch riesig euch erscheinen muss. Gute Weiterfahrt und liebe Grüße. Rick

  • #4

    Wolfgang (Freitag, 29 Juli 2016 02:58)

    @Helene: Viele haben eine Pension/Frühpension. Manche haben auch ein Einkommen aus Immobilien. Manche haben eine Firma lukrativ verkauft. Alle haben sich was angespart. Irgend wie geht es dann immer…
    @Mirko: Ja das ist ein schönes Holzboot! Aber "erst" dreißig Jahre alt. Die Hochseetauglichkeit von diesen Booten steht außer Zweifel!! Natürlich kommt man damit um die Welt. Allerdings die Eigner dieses Bootes (Bellatrix) sind schon seit ca. 7 Jahren in der Karibik unterwegs und fahren wahrscheinlich nicht durch den Panama-Kanal.
    @Rick: Freut uns dass dir die Berichte gefallen! Wenn man so Welle für Welle weiterschaukelt bekommt man schon den Eindruck, dass die Welt immer noch groß ist! Aber Österreich ist natürlich ein Dorf!!!

  • #5

    Alexander (Sonntag, 31 Juli 2016 13:12)

    Danke sehr, auf diesen Bericht habe ich schon sehr gewartet....bitte fortsetzen!
    Über Leute, die mit Kindern reisen, habe ich auch schon gelesen.....man soll nicht pauschal urteilen, aber mir erscheint das schon recht problematisch....LG