Gastbeitrag Brigitte und Hartmut in Tahiti/Moorea

 Eine Reise nach Tahiti ist wirklich eine Reise an's Ende der Welt - au but du monde. wie die Polynesier sagen. 34 Stunden und zwischen den Flügen unsägliche Kontrollen. Wäre dies ein Tiertransport, gäbe es einen weltweiten Aufschrei aller Tierschutzvereine. Aber dann die Belohnung durch die Inselparadiese Tahiti und Morea. Freundliche Menschen, angenehme Temperatur zu Lande und im Wasser und 3 Wochen überhaupt keinen Stress vom obligaten Morgenschwumm um 6:30 bis zum Schwimmen in die untergehende Sonne hinein.

 

 Wir haben auf dem Boot geschlafen. Die Kajüte war so klein, dass wir uns zwangsläufig menschlich näher gekommen sind. Und wir hatten "all inclusive" gebucht, da uns Kathi und Wolfi die ganze Zeit haubenmäßig bekocht hatten.

 


Gleichzeitig waren sie aber auch unsere Fremdenführer beim Schnorcheln in der Lagune. Was für eine Fantasiewelt. Fische in allen Größen und Farben, die sich in den Korallenriffen tummelten. Sie haben uns zu den Rochen geführt, die an uns empor geglitten sind, die sich von uns streicheln ließen, und wo wir von drei Haien umkreist worden sind. Sie waren zwar nicht größer als 1 1/2 bis 2 m aber scharfe Zähne hätten die, wenn es denn sein muss, auch.

 

Ganz ohne Unfall ist es dann aber doch nicht abgegangen. Brigitte  hatte den Schwanz eines dieser Stachelrochen ganz leicht berührt. Das führte zu stundenlangen unglaublichen Schmerzen, die nach ihren Schilderungen weit über denen eines Eiterzahnes lagen. Kaum zu glauben, dass ein so liebes, anschmiegsames Geschöpf mit seiner seidenweichen Haut und seinem treuherzigen Blick so etwas machen konnte. Da kann man wieder einiges fürs Leben lernen.

 

Manchmal hatten wir direkt das Gefühl, dass unsere Gastgeber die Tiere des Meeres eigens wegen uns herbeordert hatten, so zum Beispiel die immer seltener gewordenen Buckelwale, die von der Antarktis kommend ihre beachtlichen 40 Tonnen stolz vor uns präsentierten. Oder die Delphine, die um unser Boot sprangen und die Wasserschildkröten, die mit eleganten Bewegungen ihrer Vorderfüße unter uns vorbeiglitten.

 

Das eine Mal zeigten sie uns, was es heißt, bei 27 Knoten über die unruhigen Wellen des südlichen Pazifik zu schaukeln, dann wieder machten wir einen Abstecher aufs Land. Mit dem Mietauto fuhren wir an tausenden der typischen kleinen, ebenerdigen Bungalows vorbei, die sich hinter einer sagenhaften, tropischen Blumenpracht versteckten, umgeben von Kokospalmen, Bananenstauden und den verschiedensten anderen Bäumen voller tropischer Früchte.

 

Vorbei auch an Frauen mit weißer Blume in ihrem schwarzen Haar, die aber nur noch selten an die Bilder von Gauguin erinnern. Viele von ihnen sind wahrscheinlich durch die Segnungen der us amerikanischen Essgepflogenheiten in krasser Weise aus dem Leim gegangen. Und vorbei an unzähligen Kindern und Jugendlichen, die sich auf den Straßen und Plätzen tummelten. Jeder von ihnen ein unglaublich geschickter Kunstradfahrer.

 

Die beiden führten uns zu einem sprechenden Berg, zu Grotten, in sehr interessante Museen, in botanische Gärten mit uralten, imposanten tropischen Bäumen, deren bizarres Wurzelwerk weit aus den Sümpfen ragte. Und schließlich noch über abenteuerlichen Pfaden zu Wasserfällen inmitten der tropischen Wildnis. Je weiter man sich von der stark befahrenen Uferstraße entfernte, um so bescheidener zeigten sich die Versuche der einheimischen Bevölkerung, sich mit ein paar grauen Betonziegeln, verrostetem Blech und einigen Holzlatten gegen den relativ häufigen Regen und gegen die tropischen Stürme zu wappnen.

 


Einen dieser Wasserfälle konnte man auch mit dem Auto erreichen, was natürlich auch von den Touri-Bussen genützt wurde, um ihrer fußmaroden Klientel die Schönheiten des Landes näher zu bringen. Am Ende des Parkplatzes saßen drei ältere PolynesierInnen mit einer Gitarre bei einem Verkaufsstand. Jedes Mal, wenn sich ein Tourist näherte, stimmten sie eines ihrer alten, einschmeichelnden polynesischen Lieder an.

 

Aber an diesem Ort, wo man sich nur noch nach einer dieser herrlichen, frisch gepressten Fruchtsäfte sehnt oder ein Königreich für ein Bier zu geben bereit wäre, befanden sich auf dem Verkaufsstand nur ein paar dieser kleinen Bananen, wie man sie an jeder Ecke kriegt oder selbst aus dem Wald holt. Ein so brutales Auseinanderklaffen von Angebot und Nachfrage hat weniger mit dem gänzlichen Fehlen einer Marktforschungsabteilung zu tun, als vielmehr damit, dass sie nicht mehr haben.

 

Ich bringe dieses Bild nicht mehr aus meinem Gedächtnis. Es wird nur noch überschattet durch meine Erinnerung an einen kleinen Jungen, der an einem türkisen Strand bei glühender Hitze und gleißendem Sonnenlicht elektrische Deckenlampen in gewöhnungsbedürftigem Design an tausenden Touristen - alle von der Sekte der Sonnenanbeter- vorbeischleppte. An und für sich wäre die Idee ja gar nicht schlecht. Denn jede Sonne geht einmal unter, und wenn es dunkel wird, wäre man vielleicht froh um so eine Lampe. Aber so sind halt die Menschen. Jeder lebt in den Tag hinein und denkt nicht daran, was nachher kommt. Und so war auch der Verkaufserfolg des kleinen Jungen in der Türkei identisch zu jenem im Urwald von Tahiti.

 

Einer der größten Höhepunkte war der Besuch zweier um die 200 Jahre alten Riesenschildkröten, die es von den Galapagos Inseln nach Tahiti verschlagen hatte. Eine Elsässerin, die die Tiere betreut, hat uns mit zu Ihnen gelassen. Die ältere von den beiden hat unser Streicheln so genossen, dass sie ihren Kopf mit zufriedenem, ja seligem Gesichtsausdruck immer weiter herausgestreckt hat. Die Hände auf ihrem zerkrusteten, allmählich zerbröselnden Panzer soll uns Glück bringen. Wir können es brauchen.

 

Die Elsässerin hat uns erzählt, dass sie einen Urlaub nach Tahiti für sechs Wochen gebucht hatte. Den Rückflug hat sie verfallen lassen. Jetzt ist sie schon acht Jahre dort. Sie liebt dieses Land, seine verschwenderische Natur. Fast alles, was man braucht, wächst auf den Bäumen.

So etwas wie Betriebskosten ist hier ein Fremdwort. Und sie liebt seine Freiheit. Es gibt keine Kontrollen, keinen Tüv und kein Bauamt. Allein schon deshalb war ich versucht, auch dort zu bleiben.

 

Aber schließlich bin ich doch froh, dass wir das mit dem Rückflug noch hinbekommen haben und wieder glücklich gelandet sind trotz dieser einzigartigen, unwiederholbaren, eindrucks-vollen Reise in eine uns ferne, exotische Welt.

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Alexander (Sonntag, 25 September 2016 10:56)

    Danke für diesen schönen Reisebericht und die wunderbaren Fotos!
    Mit kleinen Einschränkungen anscheinend noch einer der wenigen Orte der Erde, wo die Welt noch einigermaßen im Lot ist.
    Dass das Schnorcheln und Schwimmen nicht ganz ungefährlich ist, wundert mich gar nicht: so kuschelig diese Rochen wirken, muss es ja fast ein Kunststück sein mit dem Schwanz NICHT in Berührung zu kommen; die Haie sind auch so eine Sache, denn auch kleinere Exemplare könnten attackieren ...aber wie es so schön heißt: Fortes fortuna adiuvat!
    Liebe Grüße


  • #2

    Helene (Dienstag, 27 September 2016 13:17)

    Klingt nach einer tollen Zeit! Ein paar Sachen kommen einem da natürlich bekannt vor... wart ihr auch bei dem schwer zu erreichenden Wasserfall, der dann eigentlich nur ein Rinnsal war?? Der Aufstieg war spannender als der Wasserfall :)
    Und die Verletzung mit dem Rochen klingt schmerzhaft, aber so ganz habe ich nicht verstanden wie das passiert ist. Die sind doch wirklich so zahm und kuschelig...