Die schönsten und schlimmsten Segelerfahrungen

 

Auf speziellen Wunsch von Dani und seinen Seglerkollegen haben wir uns überlegt auf welche Segelerfahrungen wir besonders gerne zurückblicken und welche als besonders unangenehm in Erinnerung geblieben sind. Der Grund warum wir nicht schon früher darüber berichtet haben ist, dass sich die Einstellung zum Segeln auf einer so langen Reise grundsätzlich ändert. Das Segeln ist ein Mittel zum Zweck. Man verlässt den Ankerplatz nur um von A nach B zu kommen. Lustig wirkt es wenn Chartercrews „segeln“ gehen um am Abend am selben Ort wieder den Anker zu werfen. Auf die Idee kommt man einfach nicht mehr. Außerdem ändern sich die Prioritäten radikal. Am österreichischen See kann es nicht spektakulär, spritzig und sportlich genug zugehen. Beim Segeln auf hoher See ist eine solche Fahrt höchst unerwünscht. Stattdessen mag man es lieber beschaulich damit man zu einer Solarlasagne oder frischem Brot kommt. Wenn man am Attersee kentert, kann man mit etwas Ausdauer meistens zum Ufer schwimmen, auf hoher See kann ein Schaden am Boot fatale Folgen haben. Das heißt statt Geschwindigkeit steht die Sicherheit ganz oben auf der Prioritätenliste, danach kommt das Verhindern von Schäden am Boot durch Verschleiss. Ebenso ist wie schon erwähnt der Komfort ganz wichtig. Eine zügige Passage ist zwar willkommen aber nicht entscheidend.

Die Top 5 Segelerfahrungen

 

1.) Die Fahrt von Rangiroa nach Tikehau (beides Atolle in den Tuamotus)

 

Da man in den Tuamotus die Passeinfahrten nicht einfach zu jedem Zeitpunkt machen kann sondern immer nur bei Ebbe oder Flut die Strömung eine Durchfahrt ermöglicht (Windrichtung, Stärke, Schwell, Ausrichtung der Passage usw. spielen ebenfalls eine Rolle). Da nur bei Tageslicht eine sichere Durchfahrt möglich ist, hat man 18 Stunden Zeit die 45 sm zurück zu legen. Wir legten also am vier Uhr Nachmittags ab und waren bei leichter Brise (8 kn) bei komplett flacher See unterwegs. Bei tollem Sternenhimmel und Mondenschein sowie leichtem Plätschern um den Bug segeln wir mit drei Knoten Durchschnittsgeschwindigkeit nur unter Genua durch eine romantische, entspannende Nacht mitten auf dem Pazifik. Völlig ausgeschlafen und wunderbar erholt kommen wir am frühen Morgen zum Pass in Tikehau um bei perfekten Bedingungen gemütlich in die traumhafte Lagune hineinzugleiten.

 

2.) Überfahrt Tikehau nach Tahiti

 

Nach drei wunderbaren Wochen auf der Trauminsel Tikehau hält unsere Glückssträhne weiter an und wir haben perfekten Halbwind-Kurs für die Rückfahrt nach Tahiti. Bei 12-15 Knoten Wind und immer noch ruhiger See rauschen wir unter vollen Segeln dahin und brauchen nur eineinhalb Tage für die 180 Seemeilen. Das Steuern übernimmt unser Windpilot, es gibt keine Regenböen und damit keine Winddreher, kein Reffen... kurz alles easy und wir genießen die Fahrt wie Passagiere.

 

3.) Unsere erste Nachtfahrt von Nizza nach Korsika

 

Ganz am Anfang unserer Reise mit noch neuem Boot wagen wir uns erstmals von der Küste weg. Der Wetterbericht hat wie so oft nicht gestimmt und wir kommen in eine bleierne Flaute mit öligem Wasser und wunder schönen Stimmungen am Himmel. Wir entscheiden uns die Maschine ruhen zu lassen und die Flaute auszusitzen. Die Geduld zahlt sich wenig später aus als ein Rudel Finnwale unseren Weg kreuzt. Wie U-Boote kommen zwei der Riesen auf uns zu geschwommen und nehmen uns überhaupt nicht wahr. Als nur mehr 50 m Abstand zwischen uns und den ahnungslosen Kolossen sind, werfen wir die Nerven weg und starten die Maschine. Erschreckt ändern die beiden den Kurs und umschwimmen uns in nächster Nähe. Noch Stunden später bis tief in die Nacht hört man das Blasen wenn sie nach dem Tauchgang auftauchen. Mit Atmen hat das Geräusch nicht viel zu tun, es hört sich eher an, als würde ein Hydrant platzen.

Sehr viel eher unserem Atmen ähnelt das Geräusch von ausblasenden Delfinen, die am nächsten Morgen um unser Boot schwimmen. Zum ersten Mal wild lebende Delfine in direkter Nähe zu erleben, ist etwas ganz besonderes. Etwas später sehen wir eine im Mittelmeer sehr seltene Wasserschildkröte und zum krönenden Abschluss begleitet uns ein Schwarm Makrelen bis kurz vor unseren Zielhafen in Calvi. Für nur 105 Meilen hatten wir 56 Stunden gebraucht, aber die dabei erlebten Begegnungen machen diese Fahrt zu einer unvergesslichen Erinnerung.

 

4.) Die Pazifiküberquerung von Panama nach Hiva Oa auf den Marquesas Inseln (Französisch Polynesien)

 

Es ist die bislang längste zurückgelegte Strecke. In 38 Tagen haben wir die 4033 sm (unglaubliche 7500 km) zurückgelegt. Der Pazifik macht seinem Namen alle Ehre und verhält sich sehr ruhig und gelassen. Manchmal etwas frustrierend bescheren einem die leichten Winde aber im Großen und Ganzen eine sehr angenehme Zeit. Nach ca. 3 Tagen sind wir im Bordrythmus und können die ruhigen Tage und Wochen auf See voll genießen. Das Boot braucht nur wenig Aufmerksamkeit, wenn einmal die Segel und Windsteuerung korrekt tariert sind. Man kann sich ganz auf das Schmökern in den Büchern konzentrieren, gelegentlich die schönen Stimmungen auf dem Meer in sich aufnehmen und sich überlegen, welche Köstlichkeiten am Abend auf dem Speiseplan stehen. Die Nächte verlaufen ereignisarm und man kann voll ausgeschlafen in den neuen Tag starten. Das Pan-Pazifik Funknetz ermöglicht es uns einmal täglich mit der Außenwelt in Kontakt zu treten. Regelmäßig werden von den anderen Seglern in unserer Umgebung Quizzabende veranstaltet, wo nautische Kenntnisse, sowie angelsächsisches Allgemeinwissen (zb. Sieger bei den Commenwealth Games oder beim Americas Cup in den 70ern,...) gnadenlos abgefragt werden. Leider konnten wir dabei nie den Sieg erringen und eine der begehrten Flaschen schottischen Whiskeys ergattern.

Eine „ alte chinesische Weisheit“ von Hartmut (Wolfis Papa) besagt, dass man auch vom schönsten genug bekommt und darum sind wir dann doch froh als die kleinen Kreuzchen, die wir jeden Tag dicht nebeneinander in die Seekarte einzeichnen den Marquesasinseln immer näher kommen.

 

5.) Adriaüberquerung auf der Shark

 

Eigentlich gar nicht Teil dieser Reise ist diese Fahrt mit unserer kleinen Shark trotzdem erwähnenswert. Bei der Überfahrt von den Tremiti Inseln in Italien nach Bisevo in Kroatien wagen wir uns zum ersten Mal aufs offene Meer. Bei einem Am-Wind Kurs mit ca. 17 Knoten legt sich unsere Shark ins Zeug. Wir legen die 75 Seemeilen in 15 Stunden zurück. Speziell Kathi ist erleichtert, dass es nicht zu einer Nachtfahrt kommt und wir kurz vor Sonnenuntergang in Bisevo den Anker werfen können. Aus heutiger Sicht ist es nicht mehr verlockend 75 Seemeilen ohne Autopilot von Hand zu steuern. Damals waren wir es aber gewöhnt und dachten uns nichts dabei. Auch bei dieser Fahrt sieht Wolfi eine Meeresschildkröte, als er am Vorschiff einen Segelwechsel vornimmt.

 

Die größten Segel- Flops unserer Reise

 

1.) Schutzsuche vor Mistral in der Bucht von St. Tropez

 

Ganz am Anfang unserer Reise als das Boot noch neu und ungewohnt ist und kurz nachdem wir festgestellt hatten, dass unsere Ankerwinde nicht funktioniert, waren wir vor Anker in der Bucht süd-westlich von St. Tropez. Wegen dem mühsamen Ankerlichten von Hand war unsere Zweitankeranlage im Einsatz. Außerdem waren wir uns nicht bewußt, dass unser Echo-Lot die Wassertiefe vom Kiel nach unten misst, statt von der Wasserlinie. Kurz wir hatten zu wenig Ankerkette/Leine gesteckt. Leider konnten wir bei auffrischendem Wind nicht einfach noch Leine nachgeben, da man in dem überfüllten Mittelmeer immer komplett zugeparkt wird. Kathis Spezialfreund Superjacht „Bill and Me“ (ist der Kathi schon einmal in Kroatien negativ aufgefallen) hatte sich keine 15 m hinter uns gelegt. Das unvermeidliche geschieht also und unser Anker slippt. Wir bemerken es sofort und gehen Anker auf. In kürzester Zeit wirft sich eine kurze, steile See auf und wir kommen bei 2600 Touren mit der Maschine nur noch im Schneckentempo vorwärts. Die Böen erreichen nun Windgeschwindigkeiten von über 40 Knoten und unser Banana-Beiboot im Schlepp beginnt Wasser aufzunehmen. Wir laufen also den nächstgelegenen Hafen in St. Tropez an und rufen vergeblich über Funk die Hafenbehörden. Im Hafenbecken angekommen, kommt ein so genannter Marinero im Dinghy heran und erklärt uns dass wir wieder raus müssen. Nur Boote über 50 Fuss haben zutritt zum Hafen. Wir können kaum glauben, dass man nicht wenigstens für ein paar Stunden bei Sturm im Hafen bleiben darf und wenden deshalb nicht sofort. Der Marinero wird unfreundlich und beginnt uns mit seinem schweren Außenborder abzudrängen. Abdrift und Rudereffekt tun ihr übriges und unser Boot wird an die Anker der im Hafen liegenden Jachten gedrückt. Mit verbogenem Bugkorb und Solarträger werden wir endgültig aus dem Hafen buxiert und müssen einen anderen Schutzhafen suchen. In Cogolin 2 Meilen weiter östlich reagiert der Hafenkapitän und erklärt uns über Funk an welchem Steg wir anlegen sollen. Wir kriechen weiter in die Bucht hinein. Inzwischen ist unser Dinghy komplett vollgeschlagen und wird unter Wasser nachgeschleppt. Eine halbe Stunde später ist der Spuk zum Glück endlich vorbei. Wir sind am Steg fest vertäut, der Schreck sitzt aber noch in den Knochen.

 

2.) Überfahrt Marseille Menorca

 

Unsere zweitschlimmste Erfahrung war ebenfalls im Mittelmeer bei Mistral. Bevor wir uns über den berüchtigten Löwengolf wagen wird das Wetter sorgfältig studiert. Ein Mistral war zuerst angesagt, dann wurde er wieder abgesagt. Wir brechen also auf bei bester Wetterprognose. Leider wieder einmal komplett daneben. Nach einigen Stunden auf See frischt der Wind auf. Bei 30-35 Knoten pendelt er sich ein. Eine kurze steile See mit vielen Brechern baut sich auf. Unser Windpilot tut sich schwer das Boot auf Kurs zu halten. Wir werden auf den 215 Seemeilen stark durchgeschüttelt und Kathi wird zum ersten und einzigen Mal seekrank. Zum Glück ist die Strecke nicht allzu weit und wir erreichen nach zwei Tagen die wunderbare Bucht von Fornells im Nordosten von Menorca.

 

3.) Mittlerer Südpazifik von Raiatea (Französisch Polynesien) nach Vavau (Königreich Tonga)

 

Bei dieser 1360 sm langen Strecke durchquert man die ITCZ, innertropische Konvergenzzone. Eine berüchtigte Brutstätte für Regenböen sowie häufige Störungen der Passatbedingungen mit 360° Winddrehern. Auch wir bleiben von den hier anzutreffenden Kapriolen nicht verschont. In den zwölf Tagen unserer Überfahrt schlafen wir selten durch, werden mehrfach nass im strömenden Regen, müssen in der stickigen Kabine bleiben und können die Luken nicht öffnen. Ständiges Reffen und wieder Ausreffen sowie Kurskorrekturen halten uns auf Trab. Wegen der konfusen und aufgewühlten See macht kochen keinen Spaß und es gibt meist einfache (Nudel)-Gerichte. An Wolfis Geburtstag ist das Wetter allerdings gnädig und Kathi kann ohne größere Schwierigkeiten den Kuchen backen. So kann das Hochseesegeln eine zermürbende Angelegenheit sein. Kurz vor Ankunft werden wir wenigstens für die Mühen mit einem frischen Wahoo an der Angel belohnt.

 

4.) Überquerung der Karibik von den Britisch Virgin Islands nach Panama

 

An sich eine tolle, zügige Fahrt unter günstigen Bedingungen wäre da nicht dieser Starkwindfleck vor Kolumbien. Schon Tage bevor wir diese Gegend erreichen sehen wir am Wetterbericht dieses Gebiet mit bis zu 35 Knoten Wind. Doch es ist wie verhext. Wenn wir versuchen eine nördlichere Route einzuschlagen ist der Fleck beim nächsten Wetterbericht weiter nördlich. Versuchen wir hingegen weiter südlich der Störung auszuweichen, verschiebt sich das ganze wieder in unsere Richtung. Schlussendlich bleibt uns nix anderes übrig, als Augen zu und durch. Inzwischen haben wir schon dazugelernt und unsere Bordärztin versorgt uns mit Scopoderm-Pflastern ein Wundermittel das uns die Seekrankheit erspart.

 

5.) Die Kvarner Bucht

 

Wieder ein Abenteuer aus unseren früheren Segelreisen an Bord der Shark. Es ist unsere erste Segelwoche am Mittelmeer und wir wissen noch nicht, dass die zuverläßigste Wettervorhersage vom staatlichen, kroatischen Meteorologischen Institut herausgebracht wird. Wir sind mit Butterfly- Segelstellung sowie ausgebaumter Genua bei leichtem Wind (ca. 6 Knoten) nichts ahnend auf dem Weg nach Süden. Aus der kvarner Bucht kommt innerhalb von Sekunden ein Starkwind mit ca. 30-35 Knoten herausgepfiffen. Wir haben die größte Mühe den Spinakerbaum zu bergen und die Segel entsprechend zu reffen, von dem Schock der uns in die Knochen fährt ganz zu schweigen. Wir merken aber auch, dass uns die Nerven nicht im Stich lassen und machen systematisch was nötig ist. Das gibt Zuversicht für weitere brenzlige Situationen. Wir können den Kurs nicht halten und werden auf die südlichere Insel Susak abgetrieben. Dort kommen wir zermürbt und zerzaust an und werden verblüfft von den anderen Seglern gemustert, denn 5 Meilen vor Erreichen der Insel ist das Ganze schon wieder vorbei und alles sieht wieder aus als wäre nichts gewesen.

 

 

 

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Kommentare: 13
  • #1

    Helene (Samstag, 27 Mai 2017 00:03)

    Sehr interessante Schilderungen... als nicht-Segler klingt alles abenteuerlich :)
    Ich hoffe natürlich, dass euch die negativen Erlebnisse nun erspart bleiben

  • #2

    Vati (Sonntag, 28 Mai 2017 19:32)

    Mir kommt vor als ob ihr das etwas einfacher schildert als es ist - aber es klingt für die zu Hause beruhigend .
    Offenbar ist das Mittelmeer schwieriger zu segeln als die grossen Ozeane. Habt ihr dafür eine Erklärung ??
    Weiter gute Reise !

  • #3

    Alexander (Donnerstag, 01 Juni 2017 10:30)

    Auf einer derart langen Fahrt kommt schon einiges zusammen!
    Wie man sieht (ich bilde mir ein, das auch schon einmal gehört zu haben) ist das Küsten-nahe Segeln manchmal problematischer als am offenen Meer.
    Franzosen sind mir eher unsympathisch....aus gutem Grund......das war ja eine ungeheuerliche Aktion....
    Gut, dass es auch die schönen Erlebnisse gab...wiewohl ich die Begegnung mit den Walen nicht sicher einzuordnen wüsste...Liebe Grüße!

  • #4

    dupodajki (Montag, 04 September 2017 12:36)

    bamboszki

  • #5

    przejdź do oferty (Montag, 04 September 2017 15:29)

    jidysz

  • #6

    cichodajki (Dienstag, 05 September 2017 12:57)

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  • #7

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    wróżbiarstwo (Donnerstag, 14 September 2017 16:05)

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