Überfahrt von Neukaledonien nach Australien

Zum ersten Mal seit zwei Jahren führt uns diese Strecke aus den Tropen. Dies bedeutet, dass statt dem konstanten Passat-Wetter unbeständige teils starke Winde aus allen Richtungen zu erwarten sind. Eine Flottille von Seglern die ungeduldig in Noumea auf ihre Gelegenheit wartet diese Passage in Angriff zu nehmen kennt nur noch ein Gesprächsthema – das Wetter.

 

Auch wir beschäftigen uns täglich mit den verschiedenen Vorhersagemodellen, die sich selbstverständlich komplett widersprechen. Ob Passageweather.com, Windy, so genannte Grib-Files oder Infos der verschiedenen Stationen Australiens, die lokale Phänomene berücksichtigen, alle zur Verfügung stehenden Infos werden täglich sorgfältig studiert.

 

Eines Tages schaut es tatsächlich für die nächsten Tage sehr gut aus und wir wagen uns wieder ein Mal aufs offene (Korallen-) Meer. Unsere Route führt durch die Lagune der Grande Terre Neukaledoniens bis zum Dumba-Pass und dann schnurstracks nach Southport an der Goldcoast.

Die ersten Tage sind ein Traum. Bei leichten Winden aus Südost und kaum Seegang segeln wir am Wind unserem Ziel entgegen. Wir denken schon darüber nach diese Überfahrt zu unseren schönsten zu zählen, als der Wind auffrischt und nach Norden dreht. Der Wind und bald danach auch die Wellen kommen jetzt von der Seite und das Rollen wird immer unangenehmer. In den Böen erreicht er bis zu 38 Knoten. Wellen brechen übers Schiff und die Gischt hüllt unser Boot ein. Zum Glück hält unsere Windsteuerung den Kurs und wir können uns in die Kajüte zurückziehen und uns im Salon in eine Ecke klemmen, um nicht durchs Boot zu kugeln.

 

Diese Situation verändert sich für 36 Stunden kaum. Wir kommen zwar gut voran aber angenehm ist was anderes. Dann plötzlich aus heiterem Himmel dreht der Wind um 180 Grad und kommt in gleicher Stärke aus Süden. Wir sind inzwischen nur noch 30 Seemeilen vor der Küste Australiens und der Ostaustralische Strom (siehe Finding Nemo) versetzt uns auch noch nach Süden.

 

Trotzdem schaffen wir genau zur richtigen Zeit bei der Hafeneinfahrt von Southport zu sein und fahren problemlos in das sogenannte Broadwater ein. Wenn man zur falschen Zeit diese Durchfahrt versucht, gibt es eine Strömung heraus aufs Meer und die Wellen die hineinlaufen. Diese aufeinander wirkenden Kräfte verwandeln die Einfahrt in einen schäumenden Hexenkessel, der für Boote unserer Größenordnung zu einem unüberwindbaren Hindernis werden können. Später erfahren wir dass die traurigen Überreste eines kleinen Segelbootes, die wir an der südlichen Hafenmauer passieren, von einer Tragödie herrühren die sich erst ein Tag vor unserer Ankunft ereignet hat. Zum Glück konnte die Crew gerettet werden.

Leicht verspannt aber froh heil angekommen zu sein, legen wir am Quarantäne - Steg direkt neben einer Megayacht an. Die freundlichen Zollbeamten kommen eine Stunde später an Bord und nach ein paar Fragen und ein bisschen Zettelwirtschaft sind wir und unser Boot offiziell in Australien einklariert. Trotzdem dürfen wir das Boot noch nicht verlassen, denn es muss auch noch eine Inspektion der „Bio-Security“ durchgeführt werden. Dies findet erst am nächsten Tag statt, was uns ermöglicht noch die letzten frischen Lebensmittel, die nicht einreisen dürfen, zu vertilgen.

 

Der Beamte dieser Behörde ist auch sehr nett, nimmt seinen Job aber sehr ernst. Er schaut in jede noch so kleine Luke und Ecke und sucht vor allem nach Insekten. Zum Glück hatten wir die letzten Monate unseren Gecko dabei, der unser Boot von allen gepanzerten Zeitgenossen befreit hat. Der Beamte ist nach einer Stunde in der Bilge herumrobben zufrieden und wir können unsere gelbe Quarantäneflagge niederholen. Der Erkundung Australiens steht nichts mehr im Wege.

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Kommentare: 5
  • #1

    Helene (Samstag, 18 November 2017 12:47)

    Eigentlich sollte man meinen das Wetterberichte für Segler besser sind, als den den wir so bekommen.
    Klingt nach einer holprigen Überfahrt, schön dass ihr trotzdem gut angekommen seid. Erkennt man vorher ob die Einfahrt machbar ist, und kann dann auf den richtigen Zeitpunkt warten? Oder erleidet man da unweigerlich ein böses Ende?

    Und was macht der Beamte wenn er doch Insekten findet? Kommt dann der Kammerjäger?

  • #2

    vati (Samstag, 18 November 2017 16:56)

    Gott sei Dank gut gegangen - was macht man in einen Notfall ?

  • #3

    Alexander (Dienstag, 21 November 2017 13:45)

    naja, ganz so banal ist eure Unternehmung eben doch nicht....fast ein Glück, dass es solange gedauert hat um in solche Situationen zu kommen!
    Viel Glück weiterhin....

  • #4

    Wolfgang (Mittwoch, 22 November 2017 01:31)

    Es tut mir leid, dass ich mit meiner dramatischen Beschreibung einigen von euch einen Schreck eingejagt habe!! Das war nicht meine Absicht. Es war nicht ganz so schlimm! Wir hatten jederzeit alles unter Kontrolle. Es ist auch nichts kaputt gegangen. Wenn der Wind noch stärker geworden wäre, hätten wir die Segel komplett eingeholt und ein Seil nachgeschleppt zum bremsen. Dann kann dem Boot praktisch nichts mehr passieren. Zum Thema Einfahrt: Erstens sieht man wenn man näher kommt, ob die Einfahrt sicher ist. Wenn nicht segelt man eben davor auf und ab, bis es geht. Außerdem gibt es eine Funkstation die man über die Bedingungen befragen kann, was wir auch gemacht haben. Natürlich ist unsere Reise nicht immer ein Spaziergang. Wenn man aber gut vorbereitet ist, was wir sind (!), dann handelt es sich um ein sehr kontrolliertes, sicheres Abenteuer.

  • #5

    Alexander (Sonntag, 03 Dezember 2017 20:55)

    Eine sehr professionelle Antwort, die überzeugt, dass ihr das Boot gut unter Kontrolle habt!