Boxenstopp

Viel zu lange haben wir gewartet seit wir das Boot zuletzt aus dem Wasser gekrant und das Unterwasserschiff auf Vordermann gebracht haben. Es war vor drei Jahren, vor 18000 Meilen in Nizza eine halbe Welt entfernt. Wir haben es immer wieder verschoben, weil in Polynesien das Antifouling so teuer war und in Fiji waren wir eh schon bald in Australien, wo wir nicht viel segeln werden... Um den Bewuchs unter Kontrolle zu halten und das Boot halbwegs schnell segeln zu können, mussten wir immer öfter vor Überfahrten stunden lang Seegras und Muscheln vom Rumpf kratzen.

 

Damit sollte jetzt Schluss sein, wir haben uns einen Termin bei „The Boat Works“ reserviert. Gleich nach Ostern wird unser Boot aus dem Wasser gekrant und wir dürfen die best organisierte Werft aller Zeiten kennen lernen. Wir stehen auf einem wunderschön asphaltierten Platz mit Gefälle. Eine Flugzeuggangway ermöglicht uns das bequeme Aus und Einsteigen beim aufgeständerten Boot. Es gibt Wireless LAN, saubere, warme Duschen, Waschmaschine und Trockner und sogar ein Gratis zur Verfügung stehendes Auto der Werft. Alle möglichen Betriebe vor Ort liefern Ersatzteile im Express-Tempo. Die von uns vorbestellte Farbe wartet bereits auf uns. Man wird sogar noch zum Frühstück in das am Gelände befindliche Lokal eingeladen. Ein Traum!

 

Nur blöd dass ein Berg Arbeit auf uns wartet. Zum Glück treffen wir auf Ryan, der uns wertvolle Tipps gibt und beim Abschleifen der alten Antifouling Schichten hilft. Mit seiner Nassschleiftechnik mit 80er Schleifpapier geht es zügig voran. Schon nach eineinhalb Tagen können wir die Epoxy-Spachtelmasse aufbringen. Dann gibt es eine Schicht Haftprimer und in Summe 6 Schichten Antifouling. Üblich sind eigentlich zwei Schichten, es soll ja aber wieder besonders lange halten. Neben dieser mühsamen Arbeit am Rumpf laufen sämtliche Waschmaschinen mit all unseren Textilien am Boot heiß. Nebenbei besorgen wir uns allerhand Ersatzteile für den Motor, wir tauschen das WC-Ventil aus, montieren neue Opferanoden und die neuen Instrumente werden eingebaut. Wir kommen kaum dazu die Lounge mit WLan richtig zu genießen, geschweige denn den netten Grillplatz am Fluss.

 

Plaudern mit den anderen Yachties muss aber einfach drinnen sein. Wir lernen die Crew der Thunderbird kennen die gesprächige Judie mit urigem Gatten Wayne (ehemaliger Fischer). Sie sind seit Monaten dabei ihre riesige 55 Fuß Yacht auszustatten um dann nach Japan und Norwegen (?) zu segeln. Alleine das Maststellen benötigt zwei Mobilkräne. Die Crew der „Escape Velocity“ (haben wir bereits in Sydney gesehen) kämpft mit schweren Motorproblemen. Ein Pärchen in unserem Alter mit Katamaran (Stary Horizons) wird parallel zu uns bis Darwin segeln, dann geht es aber weiter nach Südostasien. Wir schaffen es unsere alten Instrumente an eine weitere Bootscrew zu verkaufen, die eine Art marine-Trödlerladen betreiben.

 

Nach sechs Tagen geht es mit schweren Armen und verrenkten Gliedern wieder ins Wasser. Alles ist nach Plan verlaufen. Wir sind urlaubsreif!!!

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Kommentare: 4
  • #1

    Vati (Montag, 16 April 2018 23:55)

    wie lange hält der Anstrich - bis Europa ??
    Ich schlage als Urlaub die ersten 3 Juliwochen vor - Sightseeing mit Chaffeur , weiters Quartiere mit Vollpension.
    Obwohl irgendwie dachte ich ihr macht schon länger Urlaub ?????????????????

  • #2

    Helene (Dienstag, 17 April 2018 11:40)

    Das klingt nach einer Menge Arbeit. Aber das scheint dort ja alles super zu funktionieren, mit super Service - nicht schlecht.
    Da hat sich Wolfi aber extra Relax-Time verdient ;) Und die Definition von Urlaub müssen wir wirklich nochmal diskutieren :)

  • #3

    Alexander (Donnerstag, 19 April 2018 21:22)

    Viel Arbeit und das geht wohl - bei diesem Service-Niveau - auch ganz schön ins Geld......als Laie ahnt man ja gar nicht, was sich da alles unter Wasser abspielt!

  • #4

    Wolfgang (Dienstag, 22 Mai 2018 02:03)

    Ja so ein Boot in Schuß zu halten ist nicht ganz ohne! Auch finanziell definitiv der größte Einzelposten der Reise. Man rechnet mit ca. 10% des Bootswertes pro Jahr. Wir kommen im Durchschnitt mit etwa 5% davon, da wir alles selber machen.

    Wir hoffen der Anstrich hält jetzt bis zum Schluss. In Kapstadt werden wir eventuell noch einmal eine Schicht drauf geben, damit wir uns während der etwas komplizierten Fahrt zurück nach Europa (Flautengürtel und Gegenwind) etwas leichter tun....

    Inzwischen stimmt das Verhältnis zwischen Arbeit und Relax-Time wieder!