Wir lagen vor Madagaskar...

...hatten aber weder die Pest noch faules Wasser an Bord. Nichts desto trotz segeln wir einer der Herausforderungen unserer Reise entgegen.

Die Abfahrt von den Seychellen haben wir noch perfekt getroffen. Ein optimales Wetterfenster mit leichtem, günstigen Wind bringt uns sicher und komfortabel um das berüchtigte cap d’ambre (Schattenkap), die Nordspitze Madagaskars. Genau nach „Fahrplan“ erreichen wir nach einer Woche Mayotte.

Mayotte ist eine französische Insel im sogenannten Mocambique-Channel, dem Meer zwischen afrikanischem Festland und Madagaskar. Geografisch gehört sie zu den Komoren hat sich aber per Abstimmung nicht für die Unabhängigkeit sondern für den Verbleib bei Frankreich entschieden. Die Milliarden Euros Unterstützung von der „Grande Nation“ ermöglichen einen für die Region vergleichsweise hohen Lebensstandard.

Leider finden wir bei unserer Ankunft keine vernünftige Infrastruktur für Jachten vor. Wir müssen beim Anlanden eine Mauer erklimmen und die Ergänzung unserer Vorräte wird zur Abseilaktion. Es gibt aber einige französische Spezialitäten wie Croissants, eclaires, baguettes und fois gras was vor allem Kathis Herz höher schlagen lässt.

Weil wir sehr spät dran sind in der Saison beschließen wir den aufwändigen Ein- und Ausklarierungsformalitäten aus dem Weg zu gehen und nach einem Tag schon wieder abzulegen.

Spät dran sind wir wegen der hiesigen Zyklonsaison, die im Dezember anfängt. Es ist bereits Ende November also Zeit sich aus dem Staub zu machen.

Auch diesmal sieht der Wetterbericht ziemlich gut aus. Leichter Wind um 10 Knoten sollten uns erst ein Mal zum afrikanische Festland bringen. Von dort wollen wir dann weiter sehen. Leider kommt es anders und wir stecken tagelang in einer Flaute. Dabei kämpfen wir gleichzeitig mit Gegenströmung. Wie über all im indischen Ozean sind die Strömungen kompliziert und sehr stark. In diesem Fall handelt es sich um einen „Eddy“ (Wirbel) der durch das Auftreffen des „South equatorial Current“ auf das afrikanische Festland entsteht. Wir kriechen mit drei Knoten Großteils unter Maschine Richtung Mocambique.

Ca. 80 Seemeilen vor der Küste erreichen wir den Mozambique Current der in unsere Richtung geht. Auch Wind gibt es wieder zumindest eine thermische Brise die durch die Temperaturunterschiede von Land und Wasser entsteht.

In diesen Gefilden ist der Wetterbericht von entscheidender Bedeutung, denn wir kommen nun in den Einflussbereich des „Southern Ocean“. Komischer Weise gibt es im Englischen Sprachraum einen zusätzlichen Ozean den wir im Deutschen nicht kennen?! Die stürmischen Gewässer zwischen Südamerika, Afrika und Australien einerseits und der Antarktis andererseits werden als "Southern Ocean" bezeichnet.

Wetterdownload über Kurzwellenfunk
Wetterdownload über Kurzwellenfunk

Das Wettergeschehen wird bestimmt durch regelmäßig durchziehende Südweststürme. Wenn dieser starke Wind auf die Strömung aus der Gegenrichtung trifft entstehen besonders hohe und steile Wellen denen man besser ausweicht.

Dieses Ausweichen geschieht in dem man im richtigen Moment an der Küste von Mocambique vor Anker geht. Es gibt in regelmäßigen Abständen „Verstecke“.

Eine weitere Komplikation sind die korrupten Behörden des Landes. Wenn man offiziell einklarieren würde, wäre man der Willkür schutzlos ausgeliefert. Deshalb verzichten die Segler darauf und versuchen nicht weiter aufzufallen.

Um den richtigen Zeitpunkt für das Verstecken zu erwischen, ist eben der Wetterbericht und die Erfahrung der lokalen Segler entscheidend. Wir sind in regelmäßigem Kontakt mit Des, einem pensionierten Segler, der Jahrzehnte lang in der Gegend unterwegs war.

Die Strategie geht auf und wir ankern beim Eintreffen des ersten „Southwesterly“ in den „Ilhas Primeras“.

Drei Tage später kann es weiter gehen. Zuerst noch ruppig wird die Fahrt immer angenehmer und durch zum Teil sehr starke Strömungsunterstützung erreichen wir ein paar Tage später das nächste Versteck in Inhaca.

Leider müssen wir hier auf zum Teil sehr ungemütlichen, wenn auch landschaftlich schönen Ankerplätzen weitere sechs Tage warten. Langsam gehen die frischen Lebensmittel zur Neige. Wir beginnen uns richtig auf die Segnungen der Zivilisation in Südafrika zu freuen.

Das nächste Wetterfenster nützen wir und segeln ohne größere Komplikationen nach Richards Bay unserem ersten Stop in Südafrika.

Kommentar schreiben

Kommentare: 4
  • #1

    Helene (Dienstag, 01 Januar 2019 23:34)

    Puh, das klingt sehr mühsam und kompliziert. Schön, dass ihr gut angekommen seit und nun Südafrika genießen könnt.
    Happy new year!!

  • #2

    dani (Donnerstag, 03 Januar 2019 07:55)

    Klingt sehr spannend. Gut dass Ihr das so gut gemeistert habt. 10kts fahrt-bloody impressive, da waren wohl 5kts strömung?

    hattet Ihr schon ein/ausklarierschwierigkeiten auf eurem kurztrip um die welt? wir brauchten mal 2tage und 100taxi-km bis wir die türkei richtung türkischzypern verlassen konnten.
    mast u schotbruch für den southernoceantrip ums kap
    happy newyear dani

  • #3

    Alexander (Donnerstag, 03 Januar 2019 19:52)

    Das war wohl nicht einfach......Kompliment, dass ihr es so gut geschafft habt.
    Alles gute weiterhin und liebe Grüße!

  • #4

    Vati (Dienstag, 22 Januar 2019 18:04)

    Schade dass ein so exotischer Teil der Welt nur si schwer erreichbar ist - selbst wenn man davor ankert .
    Die Wetterbedingungen offenbar sehr speziell - weiter gute Reise !