Unterwegs an Bord der Plastik Plankton

Ich will wieder Reisen wie damals , so wie früher, so a la In 80 Tagen um die Welt oder Mord im Orientexpress – Minus Leiche vielleicht. Da nahm man sich mehr zeit, es war auch irgendwie stilvoller, weils nicht jeder zu jeder zeit tat, da war das noch was besonderes. Heutzutage ist eine Flugreise ja ungefähr so exotisch wie Busfahren, leider aber nicht annähernd so komfortabel – die aktuelle Beinfreiheit bei der Lufthansa in der Economy beträgt übrigens einen Harry Potter und  dank situationselastischer Preispolitik muß man wenn man den günstigsten Flug von A nach B haben möchte womöglich zuerst von A nach C, anschließend von C wieder nach A und dann weiter nach B, man könnte jetzt denken ich überliste das System, buche zwar den Buchstabencocktail, steige aber erst bei zweiter Gelegenheit in A zu – Fehlanzeige: wird einer der Teilstrecken nicht angetreten stornieren sie einem gleich den gesamten Flug – das Kyotoprotokoll läßt grüßen.

Bestellt haben wir unsere Materialien bei www.sailrite.com, eine amerikanische Firma bei der gibt es so gut wie alles runde ums Segeln und jede Menge Youtube Videos zur Erklärung. Aber Achtung im Prä-TTIP-Zeitalter kommen auf Bestellungen außerhalb der EU noch Zollgebühren, und zwar recht happige, wieviel weiß natürlich im Voraus niemand, je mehr Kleinteile es sind desto mehr Extra-Zählgebühren kommen dazu, bei uns waren es dann bei einer Bestellung von 1500€ nochmal extra 450€ Gebühren. War aber nix zu machen weil das ganze Zubehör gibt es in Europa nicht im Einzelhandel.

Hier mal ein Auszug aus unserer Bestelliste, das sollte jetzt mal für die nächsten Jahre reichen!

• Velcro Nylon Hood und Loop: Klettbänder für die Montage des Fliegengitters
• Mosquito Netting
• Sunbrella: UV-Schutzstoff fürs Segel
• Dacron Supercruise 6.4 oz: Segeltuch für Genua
• Dacron Supercruise 7.4 oz: Segeltuch für Großsegel
• Ripstop 1.5 oz: Segeltuch für Blister
• Leather: Leder zur Verstärkung an den Ecken
• Hand Sewing Needles
• Sailmakers Palm
• Bench Hook
• Polyester UV Thread 4 oz: UV-Beständiger Faden
• Waxed Twine verschiedene Stärken
• Tubular Webbing: Schlauchbänder zur Verstärkung, Life-Line
• Polypropylen Webbing: Bänder zum Festzurren
• Ajustable Strap und Buckle
• diverse D-Ringe, und Ringe Steinles Steel
• Series Drogue Kit 116 Cones zum Selbermachen

Dafür nehme man sich genug Zeit, am besten beginnt man ca 1 Jahr vor der Reise und macht sich eine Liste welche Sachen man an/um oder abmelden muß und welche Dinge noch unbedingt geregelt gehören.

Pass

Je nach Dauer der Reise ist ein neuer Pass empfehlenswert, viele Länder verlangen sowieso einen Reisepass der noch mindesten 6 Monate gültig ist und wenn das Passfoto noch aus Jugendjahren stammt sind Probleme am Zoll möglich. Einen neuen Pass beantragt man in Wien bei einem beliebigen Bezirksamt, sofern man einen alten Pass hat, und sonst alle Daten gleich geblieben sind muß man nur den alten Pass und 1 Passfoto welches den entsprechenden Vorschriften entspricht - dieses bekommt man z.B. bei Niedermayer to go um 12€ . Kostenpunkt für den Pass: 72€

Bank

In Zeiten von Geo-Controll sollte man sich genau informieren ob die Bankomatkarte auch wirklich in den Ländern die man besuchen möchte funktioniert. Achtung die Länder auf der Geo-Controll Blacklist ändert sich immer wieder. Vorsichtshalber werde ich das Geo-Controll ganz abschalten lassen. Außerdem sollte man auf jeden Fall noch eine zweite Möglichkeit der Geldbeschaffung erwägen, am besten VISA, das funktioniert fast überall.

Man sollte auch einer vertrauenswürdigen Person (am besten ein Familienmitglied) den Zugriff auf alle Konten ermöglichen und abklären wie und wohin z.B. Auslaufende Bausparverträge überwiesen werden sollen und wie man auf der Reise zu TAN Codes kommt, sowie sein Konto nach sämtlichen Daueraufträgen und Abbuchungsaufträgen durchsuchen und diese ggf aufkündigen.

Auch auf die letzte Steuererklärung sollte man nicht vergessen, da man unter umständen einiges zurück bekommen wenn man nicht das ganze Jahr gearbeitet hat.

Versicherungen

Wenn man in Österreich keinem Beruf mehr nachgeht ist man in der Regel sowieso nur mehr 6 Wochen versichert. Für die Reise sollte man sich aber in jedem Fall eine Reisekrankenversicherung nehmen. Wir haben uns für die Preuss Versicherung aus Deutschland entschieden, diese kostet 57€ pro Person und Monat, man hat jedes Mal einen Selbstbehalt von 20€, ansonsten fallen keine weitern Kosten an. Inkludiert sind da auch jedes Jahr 5 Wochen die man im Heimatland versichert ist und auch ein Rückholversicherung. Achtung: alle Reiseversicherungen die ich mir in Österreich angesehen haben haben wenn man nicht in Österreich versichert ist einen Selebstbehalt von 20% und sie holen einen nicht zurück, da man hier ja dann nicht versichert wäre. 

Sonst haben wir noch eine Bootshaftpflichtversicherung (89€/Jahr) bei der Zürich und eine Insassenunfallversicherung (68€/Jahr) bei der Preuss abgeschlossen.

Bootsanmeldung

In unserem Fall haben wir das Boot ja in Frankreich gekauft, es hat einem Italiener gehört und der hatte es in Belgien angemeldet - Bürokratiemix pur. Aufgrund der rechtlichen Lage bezüglich des Bootsführerscheines, in Österreich braucht man nämlich KEINEN Führerschein um ein Boot auf hoher See zu steuern, kam für uns sowieso nur eine Anmeldung hier in Frage. Also mußten alle Dokumente den Kauf betreffend ins deutsche Übersetzt werden (Kostenpunkt 80€), dann mußte das Boot noch in Belgien abgemeldet werden, dazu hatten wir uns vom vorherigen Eigentümer eine Passkopie sowie eine Vollmacht geben lassen, nach diversen vergeblichen Kontaktversuchen und Anfragen endlich die richtige Ansprechperson gefunden und es stellte sich heraus dass die Belgier dann noch "die blaue Plakette" von uns zurück haben wollten - bis heute keine Ahnung was das genau ist und wo das am Boote sein hätte sollen, jedenfalls hatten wir die natürlich nicht, also zum Magistrat und mit der netten jungen Beamtin eine Verlustanzeige in halbwegs ordentlichem Englisch (es gibt da natürlich nur Vordrucke auf Deutsch) aufgesetzt, das ganze nach Belgien geschickt und 2 Wochen später erhielten wir endlich unsere Abmeldung - und die war dann Gott sei dank in 5 Sprachen weil sonst wäre wieder der Übersetzer notwendig gewesen. Dann Messbrief für das Boot erstellen lassen - im Prinzip schreibt da einer die Daten die auf der alten Anmeldung des Boote stehen ab und tut einen Stempel drauf und verlangt dafür 110€. 

Dann noch die Eigentumsverhältnisse des Bootes klären - der oder die Eigentümer eines Bootes zählen nämlich nicht zur Crew, das kann z.B. in Kroatien wichtig sein wo nur eine gewisse Anzahl an Personen im Laufe einer Saison am Boot sein dürfen um illegales Chartern zu vermeiden.

Mit allen Zetteln zur MA 58 Behörde für Wasserrecht und neuen Seebrief beantragen (nochmal ca. 80€), und dann geht's mal ausnahmsweise richtig schnell, eine Woche später halten wir unseren Seebrief in Händen.

Übrigens: so einfach geht das natürlich nur wenn das Boot schon mal in der EU angemeldet war!

Funkanmeldung

Angemeldet werden sowohl ein UKW-Funkgerät (130€/Jahr) als auch ein Amateurfunkgerät (18€/Jahr), beides kann erst mit der Baunummer des Gerätes angemeldet werden wir zweifeln aber nicht dass uns auch da eine Schnitzeljagd durch die Magistratsabteilungen bevor steht.

Gesundheitscheck

• Zahnarzt
  
• Hautarzt
  
• Frauenarzt
  
• Tropeninstitut

Abmeldungen

• Internetvertrag
  
• Handyvertrag (oder zumindest auf einen sehr günstigen Tarif ummelden)
  
• Alpenverein
  
• ÖBB-Karte
  
• Jahreskarte Wiener Linien
  
• Mitgliedschaft im Fitnesscenter
  

Sonstiges

Einen internationalen Führerschein besorgen, der gilt zwar nur ein Jahr aber die Chancen sind gut dass niemand auf das Ablaufdatum schaut. 

Kopien von wichtigen Dokumenten erstellen und eine Garnitur einfolieren.

Das erstem Mal waren wir im September 2014 im Tropeninstitut (Institut für Reise und Tropenmedizin Univ.Prof.Dr. Heinrich Stemberger Lenaugasse 19 1080 Wien) - also gut ein Jahr vor unserer Abreise. Wir haben oben genanntes Institut ausgewählt weil es gleich ums Eck liegt.

Eine Beratung kostet unabhängig davon wie lange sie dauert 11€ pro Person, wenn man sich dann entscheidet sich dort Impfen zu lassen entfällt bei jedem weiteren Besuch die Ordinationsgebühr. Man hat sich für uns fast 30 Minuten zeit genommen und auch darauf hingewiesen dass es z.B. die Mumps-Masern-Röteln-Impfung bei der MA 15 gratis gibt und dass man eigentlich bis auf die Gelbfieberimpfung (die muß einen offiziellen Stempel haben das die in manchen Ländern zwingen vorgeschrieben ist) alle anderen auch in der Apotheke bekommen kann. Allerdings sind die Apothekenpreise manchmal sogar höher, als Arzt bekommt man allerdings in einigen Apotheken einen Spezialpreis.

Das komplette Imfpprogramm (also Auffrischungsimpfungen für alles) hätte beim Tropeninstitut 610€ pro Person gekostet, mit Ärztespezialpreis nur mehr 300€ und manche Impfungen bekommt man je nachdem wo man arbeitet auch gratis vom Arbeitgeber.

• Diphtherie/Tetanus/Pertussis/Polio
  
• Hepatitis A/B
• Masern-Mumps-Röteln
• Gelbfieber
• Japanische Encephalitis
• Meningokokken Meningitis
• Tollwut
• Typhus
• Malariaprophylaxe (Tabletten)