Ascension Island

 

Unser 2. Stopp im Südatlantik ist die Insel Ascension 700sm nordwestlich von St. Helena. Auch dies Insel gehört zu Großbritannien, sie ist aber teilweise an das US Militär vermietet. Es gibt 2 Basen einen Flughafen der seit neuestem tiefe Risse in der Landebahn aufweist sodass statt der 2 Flüge pro Woche aus England nur noch 1 Flug im Monat nach St. Helena geht und jede Menge nach James Bond, CIA, MI6 und co aussende Funk und/oder Abhörvorrichtungen.

Normale Einwohner gibt es nicht, wer nicht Militär ist oder anderwärtig für die beiden Basen tätig ist bekommt keine Aufenthaltsgenehmigung, läuft der Vertrag aus müssen sie umziehen. Ehepartner und Kinder sind geduldet solange ein aufrechtes Arbeitsverhältnis der Eltern/Partner besteht

 

 

Laut Informationen aus dem Internet sei der Ankerplatz ungemütlich, das Anlanden mit dem Dingy schwierig und zu sehen gäbe es auch nichts, wir überlegen ob wir überhaupt stehen bleiben sollen.

Zum Glück stoppen wir dann doch, die Insel ist wirklich super und eines der großen Highlights der gesamten Reise.

 

Der Ursprung ist vulkanisch, es gibt also diverse Krater und unheimliche Löcher zu besichtigen außerdem Obsidian (Lavaglas), Geröll und Aschefelder. Die NASA-Road führt zur Südostseite der Insel, entlang der Straße wachsen Guave-Büsche und wir können die leckeren Früchte Kiloweise ernten. Am Ende der Straße ist ein verfallener Beobachtungsposten.

 

In der Mitte der Insel befindet sich der Green Mountain, das erste erfolgreiche Terraformingprojekt der Welt, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam ein guter Freund Darwins auf die Insel, er erkannte die strategisch wichtige Lage im Südatlantik und beschloss die Insel zu einer Verpflegungsstation für Schiffe zu machen. Auf dem bis dahin kargen und gar nicht grünen Berg fing er an Gewächse aus aller Welt zu pflanzen. Hunderte Samen, Knollen und Setzlinge wurden auf Schiffen hergebracht. Mit der Zeit entstand ein beachtlicher Wald auf dem Hügel, die Wolken blieben hängen und es fing auf der ansonsten trockenen Insel an zu regnen, auch heute kann man noch Bananen ernten soviele man tragen kann und am Wegesrand wachsen wilde Himbeeren.

 

 

Auch die Landkrabben haben offenbar diesen Vorteil für sich entdeckt, sie leben jetzt auf dem Berg. Einmal im Jahr zur Paarung und Eiablage wandern sie dann zu 1000den hinunter zum Meer.

Es gibt mehrere sehr schöne Spaziergänge, einige führen durch Tunnels, hohe Vegetation und oft muß man sich mit den Krabben einigen wer am Weg Vorrang hat.

 

Auch für die Green Turtle (im deutschen wenig schmeichelhaft Suppenschildkröte genannt) ist diese Insel extrem wichtig. Alle 3 Jahre begeben sich die Schildkröten Ende Dezember von ihren Weidegründen in Brasilien auf den 5 wöchigen Schwumm zur Eiablage hier her. Während der Reise und auch den 2 Monaten die sie hier verbringen essen sie nichts, etwa 5 mal legen sie jeweils bis zu 150 Eier ab. Insgesamt werden 10.000 Nester auf der Insel gelegt. Ist der Sand wärmer kommen Mädchen auf die Welt, an kühleren Stränden werden Buben geboren, aufgrund der Erderwärmung kommen nun scheinbar mehr weibliche Schildkröten zur Welt. Die Überlebenschance der kleinen Schildkröten ist schlecht nur eine von 10.000 schafft es nach 25 Jahren zur Eiablage wieder an den Ort ihrer Geburt zurück.

 

Wenn es dunkel ist kommen die riesigen Tiere an Land, mühsam schleppen sie sich den Strand hinauf, graben dann ein tiefes Loch und legen die Eier ab. Drei mal machen wir uns zu verschieden nachtschlafenden Zeiten auf zu Strand. Wir sehen gleichzeitig 20-30 Tiere kommen und gehen, der Strand schaut aus wie nach einem Bombenanschlag, überall sind Löcher, aus vielen sieht man Sand der herausgeschleudert wird. Dazwischen immer wieder gerade frisch geschlüpfte Babys die in halsbrecherischem Tempo dem Wasser entgegen sprinten – wo dann leider die meisten von den wartenden Fregattvögeln gefressen werden.

 

Der Ankerplatz stellt sich dann auch als wesentlich ruhiger als in St.Helena heraus, rund um das Boot sind immer hunderte schwarze Triggerfische unterwegs. Das anlanden mit dem Dingy ist eine Herausforderung aber die Orang-Utan-Methode haben wir ja jetzt drauf. Für die Passagiere eines riesigen Kreuzfahrtschiffes ist das jedoch zu gefährlich, nachdem die Crew die Gegebenheiten inspiziert haben legen sie unverrichteter Dinge wieder ab.

Auch sonst steppt hier nur selten der Bär, es gibt eine Bar wo man auch Internet nutzen kann und da wir die einzigen sind können wir sogar Videotelefonieren. Der Supermarkt ist verhältnismäßig gut sortiert und zum Glück kam das Versorgungsschiff einen Tag vor uns an – die frischen Früchte werden allerdings im Kühlhaus hinter einer dicken Kette mit Schloß aufbewahrt.

 

Anfangs teilen wir uns den Ankerplatz mit der BELUGA, Südafrikaner die wir seit Kapstadt kennen und ebenfalls nach Europa unterwegs sind. Kurz vor unsere Abreise treffen dann auch noch die Boote SILBERMÖVE und TRINITY ein die wir seit den Marquesas in unregelmäßigen Abständen immer wieder getroffen haben.

 

Jährlich kommen etwa 30 Boote hier vorbei, das sind weniger als in Tonga (400) oder Chagos (80), wer also je die Gelegenheit bekommt diese Insel zu besuchen sollte sie nutzen. Nur zum Vergleich über 800 Menschen versuchten 2017 den Mount Everest zu besteigen und in der Hochzeit des Weltraumfluges in den 90er Jahren wurden jährlich bis zu 50 Astronauten ins All geschossen.

 

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Überfahrten Südatlantik

Ereignisreich startet unser erster Versuch in den Südatlantik aufzubrechen. Gleich bei der Hafenausfahrt kommen wir an zwei Sükaper Walen vorbei. Wir setzen die Segel und bemerken bald dass der Wind nicht ausreicht uns vor Einbruch der Dunkelheit aus dem dichten Schiffsverkehr um Kapstadt heraus zu befördern. Wir wollen die Maschine starten, diese macht aber keinen Muckser mehr. Zum Glück finden wir in einem unserer schlauen Bücher den Tipp während des Motorstartens ganz russisch mit einem Schraubenzieher auf den Anlasser zu klopfen. Überraschender Weise gelingt es uns damit die Maschine noch ein Mal in Gang zu bringen.

 

Wir beschließen die zwanzig Meilen nach Kapstadt zurück zu fahren und mit voll funktionstüchtigem Anlasser in den Atlantik aufzubrechen. Inzwischen hat die Dämmerung eingesetzt und wir müssen wohl oder übel eine Nachtansteuerung machen. Die Wale tummeln sich immer noch vor der Hafeneinfahrt und Wolfi sieht keine 50 m vor dem Boot eine riesige Flosse aus dem Wasser ragen. Langsam hüllt sich auch noch alles in eine dicke Nebelsuppe. Gespenstisch tauchen die Seezeichen erst kurz vor deren Erreichen aus dem Nebel auf. Mit minimaler Geschwindigkeit tasten wir uns in den Hafen zurück. Über Funk und mit unserem Nebelhorn warnen wir die anderen Boote. Im Yachthafen angekommen legen wir uns erleichtert an den ersten, freien Liegeplatz. Trotz Wochenende schaffen wir es innerhalb von drei Tagen einen neuen Anlasser zu bekommen und zusätzlich noch unseren alten reparieren zu lassen.

 

Der zweite Versuch von Kapstadt wegzukommen gelingt reibungslos und bald sind wir unter traumhaften Passatbedingungen unterwegs. Wir sehen wieder Seebären, Südkaper Wale und sogar Pinguine im Wasser. Alle nützen das „Running Sushi“ des Benguela-Stroms. Sehr konstant mit 13 bis 16 Knoten von schräg hinten gleiten wir auf ruhiger See unserem Ziel entgegen. Planmäßig erreichen wir nach vierzehn Tagen die felsige Insel St. Helena mitten im Südatlantik.

 

Auch die Weiterfahrt nach Ascension Island findet im traumhaften Südost-Passat statt. Wir kommen gut voran und erreichen die Insel ohne die geringsten Schwierigkeiten nach einer Woche.

 

Erst der nächste Törn von Ascension Island auf die Kap Verde Inseln hält wieder neue Herausforderungen für uns bereit. Nach drei Tagen ist nämlich Schluss mit den angenehmen Passatbedingungen. Wir erreichen wieder einmal die Kalmenzone auch ITCZ oder auf englisch „Doldrums“ genannt. Es handelt sich um die chaotische Übergangszone um den Äquator. Die Durchquerung dieses ca. 300-400 Meilen breiten Gürtels erfordert ständige Aufmerksamkeit. In kurzer Abfolge wechseln Sonnenschein, Wolken und Sintflutartiger Regenfall einander ab. Nächtelang blitzt es um uns herum wie in einer Disko und das Donnergrollen nimmt kein Ende. Flauten und kurze, starke Böen mit ständigen Windrichtungsänderungen halten uns in Schach. Erst auf 4° Nord stabilisieren sich die Bedingungen wieder. Allerdings haben wir kein Glück und der Wind kommt aus NNO (ca. 10°). Gegenwind bedeutet Aufkreuzen. Vergleichbar mit Serpentinen auf einer Bergstraße müssen wir jede Meile in Richtung Ziel doppelt zurücklegen. Dazu kommen noch hohe Wellen. Mehrmals pro Minute macht unser Boot einen krachenden Bauchfleck wenn es in eines der tiefen Wellentäler fällt. Alles scheppert und vibriert. Wir entscheiden uns die Segel zu reffen und Geschwindigkeit aus dem Boot zu nehmen. Einen Schaden zu riskieren macht an diesem abgelegenen Ort absolut keinen Sinn. In Summe werden unsere Etmale immer kleiner und kleiner. Ausgerechnet an Kathis Geburtstag erreichen wir den frustrierenden Tiefpunkt mit mickrigen 51 Seemeilen in 24 Stunden. Eine nervende Woche lang kommt Kathi kaum aus ihrer „Höhle“ der Hinterkabine heraus und lässt die Ohrstöpsel Tag und Nacht drinnen. Sie erinnert Wolfi an einen Grottenmolch.

 

Irgend wann wendet sich das Blatt und der Wind dreht deutlich Richtung Osten. Wir können wieder direkt Kurs auf Santo Vicente nehmen und sprinten wie befreit drauf los. Nach zwanzig Tagen haben wir eine unserer mühsamsten Fahrten endlich überstanden. Wir laufen erleichtert in die Marina von Mindelo ein.

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St. Helena

 

Bei der Annäherung an die Insel wird einem ziemlich schnell klar wieso das Eiland als Gefängnisinsel so beliebt war. Nicht viel mehr als ein großer Klotz mitten im Südatlantik, steile Felswände und Klippen, kein Strand, keine Bucht. An der Nordseite der Insel befindet sich die einzig mögliche Landungsstelle, eine Bucht die mehr schlecht als recht vor dem Schwell geschützt ist. Es gibt einige Bojen für Segelboote und auch ein Taxiboot das einen an Land bringt. Ist der Seegang zu stark kann man nicht von Bord und das Boot schaukelt dann schlimmer als auf See.

 

Der Pier ähnelt eher einem Geschicklichkeitsparcour, das Taxiboot fährt so nahe wie möglich heran, dann wartet man bis das Boot oben auf der Welle schwimmt, greift nach einem langen Seil und schwingt sich (hoffentlich) trockenen Fußes an Land. In der umgekehrten Richtung wenn Yachties Einkäufe, frische Wäsche und Diesel dabei haben erinnert die Szene an einen Piratenfilm wenn das feindlich Boot mit Pistolen und Messern geentert werden soll.

Zur Entwarnung: alle sind unverletzt geblieben.

 

Heute leben etwa 4500 Menschen hier, die Insel gehört zu Großbritannien, die Einwohner sind jedoch eine bunte Mischung aus ehemaligen Seefahrern, Gefangenen aus den britischen Kolonien und Sklaven, niemand weiß so genau woher seine Vorfahren kommen und wichtig ist das auch keinem.

Seit 3 Jahren gibt es einen Flughafen, die Landebahn ist jedoch falsch ausgerichtet sodass der 2 mal in der Woche vorgesehene Flug nach Südafrika sehr oft wegen Wind nicht fliegen kann. Alle 3 Monate kommt ein Frachtschiff mit Lebensmitteln, das Postschiff RMS St.Helena fährt seit 2018 nicht mehr.

 

Der Hauptort Jamestown liegt spektakulär in einem steilen Einschnitt, die Jakobsleiter führt in 700 Stufen auf den Hügel. Nach 2 Wochen auf See haben wir nach dem Aufstieg Pudding in den Unterschenkeln.

 

Das Landesinnere ist erstaunlich vielfältig, es gibt saftige Wiesen mit Kühen, Hügel mit Flaxplantagen, deren Gipfel im Nebel verschwinden und bizarre Wüstenlandschaften. Mit Robert, einem Inselunikat, machen wir ein Tour, er fährt uns zu Napoleons Grab und seinem Wohnhaus. In der Residenz des Gouverneurs wohnt Jonathan, die Landschildkröte. Mit 180 Jahren ist sie das älteste Lebewesen der Erde.

 

Ein Highlight ist der Schnorchelausflug zu den Walhaien. Die etwa 12m großen Tiere sind Planktonfresser und sehr neugierig. Anfangs ist es schon etwas unheimlich wie nahe sie kommen, es wirkt fast so als wären die Tiere kurzsichtig und müssten sich ganz genau ansehen wer da in ihrem Element unterwegs ist.

 

Kurz vor unserer Abfahrt gönnen wir uns eine Nacht im Consulate Hotel. Nichts schwankt, heiße Dusche so lange man mag und Cookies und Port-Wein sind zur freien Entnahme.

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