Gibraltar bis Martinique (Oktober/November 2015)

Die Tage in Gibraltar vergehen schnell, wir beobachten das Wetter und studieren die Strömungsverhältnisse und plötzlich ist es dann soweit, die Vorhersage für die nächsten Tage passt und wir müssen nun wirklich raus in den Atlantik. Die Straße von Gibraltar müssen wir wegen der Strömung und dem starken Verkehrsaufkommen noch mit Motor passieren, dann werden die Segel gesetzt und  Kurs Richtung Süden eingeschlagen. Wir fahren mit etwa 30 Meilen Abstand von der Küste Marokkos und haben Glück, andere Segler berichten von unheimlichen Begegnungen mit unmarkierten Fischernetzen, wir sehen nur hin und wieder ein Frachtschiff. Unser erster Versuch unter Blister zu segeln findet ein jähe Ende als das Fall reißt und wir plötzlich eine 65qm große weiß-rote Qualle hinter uns herziehen. Mit vereinten Kräften gelingt es uns das Segle wieder an Bord zu holen. Wir sind dankbar für den leichten Wind denn Wolfi muß auf den Mast rauf um das gerissene Seil wieder zu montieren.

Bis auf eine kurze Episode mit 35 Knoten Wind ist die Überfahrt gemütlich und nach 6 Tagen erreichen wir die Isla Graciosa, die nördlichste der kanarischen Inseln.

Wir ankern vor der Playa Francesca, nun ist erstmal Entspannen angesagt. Wir baden, lesen und erkunden die kleine Insel. Am Ankerplatz lernen wir unser Bootsnachbarn Gayle und Jeff von der Lazy Bones und Antonella und Angelo von der La Stranizza kennen.

Nach einer gemütlichen Woche fahren wir weiter nach Lanzarote wo wir uns in der ganz neuen Marina in Arrecife für sensationelle 17€ pro Nacht einquartieren. Die nächste Woche verbringen wir mit unseren Gästen Günter und Poldi und erkunden die Insel. Wir besuchen den Vulkan - Nationalpark wo man über einem Loch seine Würstchen grillen kann, besichtigen das Anwesen von Cesar Manrique, ein Haus das sich teilweise in einem Lavastrom befindet. Wir fahren zur ehemaligen Hauptstadt Teguise und machen eine Runde durch das Weinanbaugebiet, liebevoll wird für jede Pflanze eine Mulde in die pechschwarze Erde gegraben und rundherum ein kleines Mäuerchen gegen den Wind.

Zu Gast auf der Lazy Bones
Zu Gast auf der Lazy Bones
Mini-Transat-Boote
Mini-Transat-Boote

Besuch von Günter und Poldi
Besuch von Günter und Poldi
Sturm
Sturm

Lavafeld
Lavafeld
Weinanbau
Weinanbau

Pünktlich zur Abfahrt unsere Gäste dreht der Wind auf Nord, wir machen noch letzte Besorgungen und legen dann zu unsere ersten richtig richtig großen Strecke ab.

Den ersten Tag lang fahren wir noch an Lanzarote und Fuerteventura vorbei, dann sehen wir nur noch Wasser, und das für die nächsten 26 Tage. Zu beginn kreuzt noch ein Ozeandampfer und ein Fischerboot unseren Kurs, ab den Kapverden sehen wir niemand mehr. Der Passatwind ist wirklich sehr konstant, er kommt die gesamte Zeit mehr oder weiniger aus NO und hat meisten 10-15 Knoten mit einzelnen Ausreißern in beide Richtungen. Der Seegang ist gewöhnungsbedürftig, es schaukelt eigentlich ständig, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, man kann einfach gar nix einfach so abstellen alles muß festgeschnallt sein sonst kullert es quer durchs Boot – was mit offenen Wasserflaschen oder Spaghettisoße weniger lustig ist. Beim schlafen kullert man dann selbst weshalb wir uns mit Polstern ein Nest gebaut haben, außerdem braucht man auch unbedingt Ohrenstöpsel zum Schlafen weil das Rauschen des Wassers extrem laut ist und auch das Boot ständig Geräusche macht.

Fad wird einem nicht, da die ganz normalen Tätigkeiten wie Kochen, Duschen oder Abwaschen wegen dem ganzen Geschaukel ca. 3 mal so lange dauern wie zu Hause. Dann muß noch der aktuelle Wetterbericht angefordert, die Positionsmeldung abgeschickt und einige E-Mails beantwortet werden und dann ist der Tag auch schon um.

Segel flicken unterwegs
Segel flicken unterwegs
Seegraswiese
Seegraswiese

Die Nachtwache von 22 Uhr bis 10 Uhr wird bei uns in 2 Schichten zu 6 Stunden geteilt. Kathi bleibt bis 4 Uhr wach, dann übernimmt Wolfi bis 10 Uhr, zu tun ist eigentlich nicht viel da das Boot von unserem Windpiloten gesteuert wird, man muß regelmäßig auf das Radar schauen und einen Rundumblick machen – man sieht und hört zwar 3 Wochen lang nix, aber sicher ist sicher, die restliche Zeit kann man Sterne beobachten, Candy Crunch spielen oder Baywatch schauen.

Kathi hat sich in ihrer Schicht immer mit Schokolade belohnt, die Tonne mit den Süßigkeiten ist jetzt leer J !

Ab 10 Knoten Wind war unser bevorzugtes Segel das Fock (28qm) mit diesem erreichten wir 5-6 Knoten Geschwindigkeit, unser Genua (39qm) war der Atlantikdünung nicht gewachsen und blieb nach dem 2. Mal reißen in der Kabine. Der Blister wurde nur bei ganz wenig Wind gesetzt und auch dann war er bei Kathi nicht besonders beliebt und sie hatte immer ein Argusauge drauf.

Die Windsteueranlage funktionierte super, nur das Einstellen braucht noch seine Zeit und bei Wind genau von hinten ist der elektrische Autopilot besser.

Für den täglichen Wetterbericht luden wir mit unserem Amateurfunkgerät die GRIB-Files und den Hurrikan-Report von der amerikanischen Küstenwache herunter, außerdem schickte uns Jeff aus Portugal immer einen kurzen Bericht, Günter war für den Notfall unser Backup-Wettermann zu Hause in Österreich, er versorgte uns auch mit Informationen über die Mini-Transat-Regatta (wo wir übrigens ein Boot sahen)  sowie Rezepten für Fliegende Fische (die wir dann doch nicht kochten weil ein Fliegender Fisch seine Augen in unserem Cockpit verloren hatte und wir nach dem Anblick des augenlosen Zombie-Fisches keinen Appetit mehr hatten). 

Ein herzliches Danke an alle!

26 Tage und 3100 Seemeilen später ist es dann endlich so weit, schon von weitem sieht man die Lichter der Insel und man ist froh dass die Karte stimmt und die Insel wirklich dort ist wo sei sein soll. Als wir in die Bucht von Le Marin einbiegen sehen wir erstmals wieder Boote, und gleich mal richtig viele, die Bucht ist voll mit hunderten Jachten. Nach der langen Überfahrt müssen wir erstmal unser Schiff wieder auf Vordermann bringen daher fahren wir in die Marina. Das Einklarieren funktioniert problemlos und auch das Handy meldet Roaminggebühren wie in Europa – lang lebe die EU!

Nach einer heißen Dusche und einem Spaziergang durch das Dorf belohnen wir uns mit einem Cocktail, natürlich mit einheimischem Rum.