Pazifik I: Französisch Polynesien

 

Nach einigen sehr hektischen Tagen in Panama, inklusive Reparatur unsere defekten Unterwanten durch den Rigger und Hells Angel Mike lichten wir am 7.4.2016 unseren Anker um 4000 sm über den Pazifik in Angriff zu nehmen. Der Ozean macht seinem Namen alle Ehre und wir starten bei leichten Winden zur bisher längsten und langsamsten aber auch angenehmsten Überfahrt. Wir haben durchwegs nicht mehr als 12 Knoten Wind, und nur wenig Wellen, beim Essen bleibt das Geschirr ohne große Akrobatik am Tisch stehen. Unsere beiden Geburtstage werden auf See gefeiert, einzig in der Nacht vor Wolfis Geburtstag spielt das Wetter nicht mit und Kathi kämpft in der Küche gegen Übelkeit mit dem Kuchen. „Gemeinsam“ mit uns sind etwa 20 weitere Boote unterwegs und das Funknetz ist eine willkommene Abwechslung um Neuigkeiten zu erfahren, Wetterdaten auszutauschen oder bei der Quizz-Nacht um Stewarts schottischen Single Malt zu wetteifern. Gegen Ende der Überfahrt und da uns scheinbar alle anderen Boote „überholen“ wird Wolfi etwas unrund, es werden daraufhin diverse Segelstellungen und Kombinationen mit dem Auto- bzw. Windpilot ausprobiert nur um am Ende wegen Faulheit (der Rekord im Candy Crunsh muß unbedingt noch verbessert werden) wieder auf die altbewährte aber langsame Methode nur unter Genua zu segeln zurückzukommen.

 

Nach 38 Tagen und 4033 sm erreichen wir am 15.5.2016 Atuona auf Hiva Oa in den Marquesas-Inseln (französisch Polynesien). Als wir in die Ankerbucht einlaufen sind wir hier das 4. österreichische Boot. Thomas und Maria von der Modesta bringen uns frisches Baguette und abends sind wir bei Florian und Martina auf der Esperanza zum Essen eingeladen. Endlich lernen wir auch die anderen Segler unserer Funkrunde persönlich kennen.

Das Einklarieren bei der Gendarmerie funktioniert problemlos und auch die Versorgungslage ist super. Im Ort gibt es mehrere Läden die zu unserer Freude auch diverse Produkte aus Frankreich führen. Endlich gibt es wieder guten Käse. Die Lebensmittel sind alle von guter Qualität und kosten nur wenig mehr als bei uns, eine Erleichterung, da man uns schon öfter vor den horrenden Preisen in französisch Polynesien gewarnt hat. In Wahrheit sollen die Monate hier die bisher günstigsten auf der gesamten Reise werden. Wir verbringen einige Tage in Atuona und genießen die „Zivilisation“, nutzen das Internet, werden von anderen Seglern eingeladen und versorgen unsererseits die halbe Bucht mit Kuchen, machen ausgedehnte Spaziergänge und kommen jedes mal schwer bepackt mit Bananen, Papayas, Sternfrüchten und Kokosnüssen zurück die man hier quasi am Straßenrand findet. 

 

Die Vegetation ist saftig und grün, Pflanzen die man aus dem Wohnzimmer kennt werden hier meterhoch, die Dörfer sind extrem gepflegt, jeder hat einen wunderschönen Garten mit Blumen und Früchten. Die Menschen sind sehr freundlich oft tragen die Frauen Blumenkränze, der Nationalsport ist Kanufahren und wird von jung und alt begeistern betrieben.

Auf der Nachbarinsel Tahuata entdecken wir unsere Lieblingsbucht mit Sandstrand und Kokospalmen und 29° warmem türkisen Wasser. Bill und Jean von der Out oft he Bag laden uns zu Curry auf ihren Katamaran. Um möglichst schnell zu sein erlaubt der alte Seebär Bill keine Bücher an Bord, Jean muß mit einem Kindle vorlieb nehmen.

In Fatu Hiva ankern wir in der Bay of Virgins zwischen spektakulären Felsformationen. Wir nehmen an der Prozession und Messe zum Muttertag teil und werden zum Pfarrcafe eingeladen. 

Über eine Nacht segeln wir nach Ua Pou. Am Dorfplatz gibt es mittags eine Art All-you-can-eat Buffet, die nächsten 4 Tage schlagen wir uns für unschlagbare 4,8€ hier die Bäuche voll. Zum ersten mal sehen wir auch eine Vorführung polynesischer Tänze die die Dorfbewohner für das Kreuzfahrtschiff Aranui V veranstalten. Zu Wolfis Leidwesen sind die Tänzerinnen eher stabil gebaut, die Burschen sind aber durchwegs sportlich und fesch und machen eine gute Figur im Lendenschurz. Insgesamt verbringen wir 4 Wochen auf den Marquesas bevor wir weiter Richtung Tuamotos segeln.

 

Die Überfahrt nach Raroia dauert 4 Tage und ist aufgrund von häufigen, vorallem nächtlichen, Regenschauern auch Squalls genannt recht feucht. Die Tuamotos sind Atolle mit einem Ring aus Koralleninseln die meistens nur einen oder zwei Eingänge haben. Dementsprechend herrscht in den Pässen oft starke Strömung und Wellen, komplett durchschaut haben wir diesen Vorgang bis jetzt nicht, Ebbe, Flut, Mondstand und Wind spielen dabei eine Rolle. Mit einem Computerprogramm rechnet man sich die beste Zeit zur Durchquerung des Passes aus. Ist man erstmal drin erwartet einen die Lagune mit Wasser in sämtlichen blau-grün-türkis-Tönen sowie kleine Inselchen sogenannte Motus mit Kokosnußpalmen und Sandstrand. 

 

Unseren ersten Stopp legen wir auf dem durch die Floßfahrt von Thor Hayerdahl in den 1940er Jahren berühmt gewordenen Atoll Raroia ein. Vor Kon Tiki Island hat sich schon eine Gruppe Seglerfreunde eingefunden und es gibt ein gemeinsames BBQ. Unser Kuchen kommt auch bei den kleinen Inselbewohnern sehr gut an, wir beobachten wie sich ein Einsiedlerkrebs mit einem Stück aus dem Staub macht. Zum ersten mal machen wir auch Bekanntschaft mit den Shark-Suckern, 50cm lange sehr agile Fische mit Saugplatte am Kopf die sich – wie der Name schon sagt - gerne an größeren Tieren festsaugen und scheinbar gelegentlich auch an Menschen. Wir halten also Respektsabstand. Beim Schnorcheln um die wunderschönen Korallenköpfe sehen wir neben bunten Rifffischen auch Haie und Manta-Rochen. Im einzigen Dorf des Atolls leben 300 Menschen, die Versorgung erfolgt alle 3 Wochen per Frachtschiff. Frische Produkte sucht man im Laden vergeblich dafür ist die Kühltruhe voll mit Rindfleisch aus Uruguay.

 

Gemeinsam mit Thomas und Maria von der Modesta setzen wir in einer Nachtfahrt nach Tahanea über. Eine Woche lang schnorcheln und baden wir am bis jetzt besten Riff in super warmem Wasser, Maria verwöhnt uns mit Apfelstrudel.

 

In einer rauschenden Fahrt mit niemals wieder erreichter Höchstgeschwindigkeit von 11(!!) Knoten erreichen wir rechtzeitig zum französischen Nationalfeiertag am 14.7.2016 Tahiti. Wir ankern vor dem Yachtclub etwas außerhalb von Papeete und treffen dort Jeannette und Neil von der Echo Echo, Jeannette macht in den nächsten Tagen für uns die Reiseleitung, zeigt uns die Stadt, fährt mit uns zum Früchte –Lauf und hat auch schon Karten für eine Tanzveranstaltung im Rahmen des polynesischen Kulturfestivals Heiva besorgt. Wir sehen eine spektakuläre Darbietung mit etwa 100 Tänzern in aufwändigen Kostümen. In Papeete entdecken wir zum ersten man seit Martinique wieder mal richtig gutes Eis unsere Lieblingssorte wird Passion Fruit. Auch der riesige Carefour Supermarkt und der Mc Donalds haben es uns angetan. Die Hauptstadt Papeete ist sehr gemütlich, es gibt einen großen Markt, ein Kino und jede Menge Geschäfte sowie allabendlich Food-Trucks am Hafen. Für Touristen hat die Stadt allerdings nicht wirklich viel zu bieten überhaupt eignet sich als Urlaubsziel Tahitis kleine Schwester Moorea besser. 

 

Im August beginnt für uns der große Gästeansturm. Zuerst kommt uns die Familie Hirschl besuchen. Helene, Eva und Mirko logieren im Intercontinental Moorea, wir ankern in Sichtweite an einem unserer Lieblingsplätze, der Tiki-Anchorage. In etwa 3 Meter Wassertiefe liegen versenkte Steinfiguren die man problemlos erschnorcheln kann, unter unserem Boot halten sich meistens Pufferfische und Hörnchenfische auf und auch eine Schildkröte wohnt in der Nähe. Da das Wetter sehr ruhig ist lässt sich sogar Eva zu einer Dingyfahrt zum Boot überreden. Im Hotel gibt es ein Delfinarium und eine Schildkrötenklinik und als weiteres Highlight kann man ganz in der Nähe Stachelrochen füttern. Die neugierigen Tiere kommen ganz nahe, man kann sie streicheln und sie fressen einem aus der Hand, manchmal wird man sogar von so einem fliegenden Teppich umarmt. 

Wir genießen das riesige Frühstücksbuffet im Hotel und freuen uns besonders wieder einmal auf eine ausgiebige, heiße Dusche. Weitere Programmpunkte sind eine Wanderung am Belvedere sowie der Besuch des Tropical Garden mit herrlichem Ausblick auf die Lagune.  Nach einer Woche ziehen wir mit Sack und Pack in ein Häuschen am Meer in Maharepa um, praktischer Weise hat das Haus ein weiteres Schlafzimmer für uns und so schlafen wir das erste mal seit langem wieder einmal an Land, das Boot haben wir nur wenige Meter entfernt in der Lagune geparkt. Die Waschmaschine läuft quasi durchgehend mit Wäsche vom Boot und Mama verwöhnt uns mit kulinarischen Highlight aus der Heimat. Im Gegenzug führen wir unsere Gäste zu den besten Eisläden der Insel, auch bei unseren Seglerfreunden sind wir auf diesem Gebiet eine Autorität. Wir fahren mit der Fähre nach Tahiti und machen eine Inselumrundung inklusive Spaziergang zum Wasserfall. Den letzten Abend verbringen wir in Papeete bei Chow-Mein und Poisson Cru.

 

Kurz danach treffen Spergers in Tahiti ein, die von der langen Reisee etwas geschlauchten Gäste beziehen für die nächsten 3 Wochen die Gästekabine auf der Plastik Plankton. Wir lassen noch rasch unseren Motor vom Motoradmechaniker Martin warten, skurrile Geschichten und Verschwörungstheorien gibt es vom Skipper der SV Alien gratis dazu. Ein zweites Mal machen wir uns auf unseren Gästen die Schönheiten der Inseln Tahiti und Moorea zu zeigen. Wir entdecken das sehr lohnenswerte Inselmuseum und machen eine abenteuerliche Wanderung zu einem versteckten Wasserfall. Hartmut kommt bei Morgen- Mittag- und Abendschwumm so richtig auf seine Kosten, Brigitte kommt leider dem Schwanz eines Stachelrochens zu nahe und kann nun auf eine sehr schmerzhafte Erinnerung aus diesem Urlaub zurückblicken. Nach ein paar Tagen haben sich die Gäste an den Bordalltag gewöhnt und befolgen brav unsere Anweisungen sparsam mit dem Wasser umzugehen und nach dem Baden das Cockpit nicht komplett nass zu machen. Unter „Fachfrauischer“ Anleitung versuchen wir Vanillepudding herzustellen, jedoch gelingt es auch diesmal nicht, vielleicht liegt es ja doch nicht an uns. Am Abend stehen Rummy, Jassen und Siedler von Catan auf dem Programm, nach einem spergertypischen Auszucker von Wolfi wird Pickeln von der Liste der erlaubten Spiele gestrichen. 

Zum krönenden Abschluss sehen wir bei der Überfahrt Buckelwale und Delfine, wir verabschieden Spergers standesgemäß mit einem Abendessen bei den Food Trucks in Papeete. 

 

Wir genießen unsere wiedergefundene Unabhängigkeit, quetschen uns mit Thomas und Maria von der Modesta und Franz von der Cinderella in einen 3 Türer und fahren nach Tahiti Iti um uns die Surfer bei Tepanoo anzusehen. Anschließend bereiten wir uns auf die Überfahrt zu den „leeward Islands“ vor. In einer Nachtfahrt erreichen wir Huahine, wir leihen ein Moped aus und Wolfi darf Kathi mit maximal 30 km/h um die Insel chauffieren. Auf dem Weg besichtigen wie traditionelle Steinreusen, ein klassisches Haus aus Bambus und Palmenblättern sowie einige Marae (antike Steinplattformen). Hier lernen wir auch zum ersten mal Marc und Cheryl von der SV French Curve kennen, der Architekt mit Hawaii Hemd und Hippie- Look und die Designerin aus San Diego sind uns auf Anhieb sympathisch und werden natürlich gleich zu Cafe und Kuchen eingeladen. Im Dorf Fare entdecken wir Firi-Firi eine Art Krapfen in Form eines Achters ohne Marmelade drin.

 

Gemeinsam mit Thomas und Maria von der Modesta fahren wir nach Tahaa und ankern vor dem Motu Tau Tau mit Aussicht auf Bora Bora in 3 Meter türkisblauem Wasser. Hier gibt es einen Coral-Garden mit vielen bunten Rifffischen, hat man Baguette dabei kann man sich diesen kaum erwehren und auf den Selfies ist außer Fischen sonst nix mehr drauf. Vier Tage lang filmen und fotografieren wir bis die GoPro glüht.

Weiter geht es nur mit einem kurzen Zwischenstopp in Bora Bora nach Maupiti. Laut Segelführer ist die Einfahrt recht spektakulär, Charterboote dürfen überhaupt nur mit Spezialerlaubnis hin. Wir warten auf ruhiges Wetter, trotzdem haben wir relativ viel Seegang aus Süden, rechts und links vom Pass brechen die Wellen in riesigen Tunnels in sich ein, die Einfahrt ist aber perfekt markiert und nach der ersten S-Kurve ist man schon in der –natürlich wieder einmal perfekt türkisen – Lagune. Man könnte glauben Photoshop wurde hier erfunden. Auf der Insel leben 1200 Menschen und es geht dementsprechend gemütlich zu, alte Omis verkaufen Firi-Firi am Straßenrand, den feschen Gendarmen sieht man oben ohne beim Mittagessen im einzigen aber guten Lokal der Insel und als Wolfi zur Bäckerei gehen will wird er sofort von einer freundlichen Polynesierin mit dem Auto mitgenommen. 

 

In ca. 1,5 Stunden kann man den höchsten Punkt der Insel erklimmen und hat dann eine atemberaubende Aussicht auf die Lagune. Am Ankerplatz neben dem Pass gibt es eine Manta-Rochen-Putzstation. Die riesigen Tiere kommen hier vorbei um sich von kleinen Fischen von lästigen Parasiten befreien zu lassen.

 

Nach 10 Tagen geht es zurück nach Bora Bora das Kathi dann doch zu ihrer Lieblingsinsel erklärt. Fast 5 Wochen verweilen wir an perfekten Ankerplätzen mit genialen Riffen. Dass die Polynesier aufgrund des mittlerweile ausbleibenden Tourismus nicht ganz so freundlich sind wie auf anderen Inseln und dass die sündteuren Overwater-Bungalows in den meisten Fällen leer stehen und man nur widerwillig zum Eis um 20€ eingelassen wird tangiert uns am Boot nur peripher. Wir verbringen unsere Zeit sowieso lieber mit den aquatischen Bewohnern der Lagune. Wir entdecken den „Unterwasserwald“ schnorcheln an wunderschönen Korallen vorbei und füttern Schwärme von kleinen blauen Sergent Major-Fischen. Nach und nach Treffen weitere Boote unserer Funkrunde hier ein und bleiben ebenso picken wie wir. Wir feiern Merryls Geburtstag auf der Flying Cloud und lernen den Seebär Erwin mit Frau Jay von der Winsome kennen. Ein Fischer hat offenbar einen großen Fang gemacht und verkauft uns im vorbeifahren einen riesigen Thunfisch um 1000 Franc (8€) und die nächsten Tage können wir uns an Sushi und Sashimi satt fressen.

 

Ein sportlicher Höhepunkt in französisch Polynesien ist das Hawaiki Nui Vaa, ein Outrigger Kanu rennen von Huahine über Raiatea und Tahaa nach Bora Bora. Die Athleten bringen in 6er Booten in 3 Tagen ca. 200  km teilweise übers offene Meer hinter sich, der Jubel bei der Ankunft in Bora Bora ist groß.

 

Da Kathi im Dezember ihren Heimaturlaub antritt müssen wir uns dann doch irgendwann schweren Herzens loseisen und in einer Nachtfahrt segeln wir nach Moorea wo wir noch einige Gläser Marmelade für unsere Familien in Österreich einkaufen. Auf unserem Ankerplatz wohnt jetzt auch eine Schildkröte und wir können sie täglich beobachten wie sie unter unserem Boot Seegras frisst. 

Für Kathis Abwesenheit wird das Boot inklusive Wolfi in der City Marina in Papeete geparkt. Der Temperaturschock in Wien ist groß, Mama hat aber vorsorglich Mütze, Handschuhe und warme Jacke zum Flughafen mitgebracht. Die Vorweihnachtszeit ist in vollem Gange und so sind die nächsten Tage mit Kekse backen, Punschtrinken und Weihnachtseinkäufen gefüllt. Nebenbei wird die Liste mit Treffen zum Cafetrinken abgearbeitet und in heimischen Spezialitäten wie Schnitzel, Leberknödelsuppe und ähnlichem geschwelgt. Mit Geri und Yiyu geht es durch die (Schwulen-) Barszene, zum Billardspielen und nach Oberlaa. Außerdem dürfen ein Besuch im Haus des Meeres, ein Ausflug zu Zotter und zur neuen Wohnung am Semmering nicht fehlen. Zu den Weihnachtsfeiertagen ist klassisches Familienprogramm angesagt. Christmette am 24.12., großes Truthahnessen am 25.12. und ein Besuch in Kleinriedental am 26.12., dazu jede Menge Kekse und gemütliche Abende vor dem Kamin. Silvester wird mit Fondue gemeinsam mit Geri, Yiyu, Helene, Eva und Mirko in der Nelkengasse gefeiert. Die Zeit vergeht wie im Fluge und so heißt es nach 4 Wochen  wieder Abschied zu nehmen. Der Koffer ist voll mit Sachertorten, Schokolade und Mannerschitten und wird von Wolfi in Tahiti schon sehnsüchtig erwartet.  

Zurück am Boot darf Kathi wohlwollend feststellen dass Wolfi trotz diverser Einladungen bei Bootsnachbarn in ihrer Abwesenheit fast alle Punkte auf der To-Do-Liste abgearbeitet hat. Wir sind also startklar für die Umrundung der Insel Tahiti. Da in den nächsten Tagen starker Wind angesagt ist segeln wir nach Port Phaeton, eine Bucht zwischen Tahiti Iti und Tahiti Nui die als Hurricane Hole bekannt ist. Und wirklich während unsere Seglerkollegen Starkwind mit 40 Knoten melden weht hier nur ein Lüftchen. Regen haben wir allerdings genug sodass wir nach 10 Tagen beschließen die Tahiti Umrundung abzubrechen und auf die Tuamotus zu segeln. In einer 3 tägigen recht ruppigen Fahrt hart am Wind erreichen wir das Atoll Rangiroa, das größte seiner Art hier in den Tuamotus und offenbar das 2.größte Atoll der Welt. Wir schnorcheln am Aquarium, leihen Räder um die Insel zu erkunden, erfahren die Geheimnisse der Perlenzucht und besuchen das einzigartige Weingut. Seit 10 Jahren werden hier am Korallenboden 4 Sorten Weiß- und Rosewein erzeugt. Nach 2 Wochen setzen wir zum Nachbaratoll Tikehau über. Wir sind begeistert von den rosafarbenen Stränden, die wir komplett für uns alleine haben. Täglich kommen Manta Rochen am Ankerplatz vorbei und machen Purzelbäume unter unserem Boot. Wir ankern vor dem Garten Eden, einer Kommune eines taiwanesischen Gurus die hier Gemüse anbauen, wo wir im 30° warmen Wasser plantschen bis wir Schwimmhäute bekommen. Erstmals finden wir auch richtig schöne richtig große Muscheln beim  Schnorcheln.

Kurz vor unserer Abreise trifft die Österreichische Navy ein und wir verbringen 3 gemeinsame Tage. In einer sehr gemütlichen Fahrt erreichen wir in 2 Tagen Papeete, da wir uns hier schon fast heimisch fühlen wagen wir unsere erste Nachtansteuerung (bei Vollmond) in die perfekt ausgeleuchtete City Marina. 

Von hier aus geht es nun wirklich immer Richtung Westen, nochmals besuchen wir unsere Lieblingsplätze in Moorea, Huhahine und Bora Bora bevor wir Mitte April zur langen Fahrt nach Tonga starten. Die 11 Monate hier in französisch Polynesien sind viel zu schnell vergangen, wir können dieses Ziel wärmstens empfehlen. Die wirklich magischen Plätze kann man jedoch nur mit dem Boot erreichen.

 


Pazifik 2: Tonga bis Neukaledonien

 

Die Strecke nach Tonga wird auch „the dangerous middle“ genannt, der konstante Passatwind wird durch Wettersysteme aus dem Südosten gestört und es entsteht die innertropische Konvergenzzone mit unbeständigem Wetter und viel Regen. Dementsprechend vorsichtig wählen wir unser Wetterfenster für die Überfahrt aus, schweren Herzens verzichten wir darauf in den Cook Inseln oder auf Niue einen Zwischenstopp einzulegen. Nach einer recht mühsamen Überfahrt erreichen wir Neiafu in der Vavau-Gruppe, Tonga. Zum Einklarieren müssen wir an einem kriminellen Steg festmachen, die Offiziellen kommen aufs Boot, füllen Zettel aus, essen unsere Kekse und kassieren Gebühren, eine Inspektion unseres Bootes findet nicht statt. Tonga wird auch „the friendly Islands“ genannt, davon bekommen wir leider nicht sehr viel zu spüren, im Allgmeinen herrscht eine gedrückte Stimmung. Ein Großteil der Bevölkerung ist übergewichtig, kauft importiertes Corned Beef und Chips und lebt von Western Union Überweisungen von Verwandten aus dem Ausland. Erfolgreich sind nur eine Gruppe Expats die einige chique Restaurants und Geschäfte für sich selbst und Touristen betreiben.

 

Leider finden wir auch nur wenige schöne Ankerplätze, generell sind die Buchten sehr tief, der Ankergrund ist ungünstig, das Wasser kalt und wir finden nur einen netten Schnorchelplatz. Auch das „tongan feast“ mit Spanferkel kanns nicht mehr rausreißen.

 

Mit dem nächsten möglichen Wetter fahren wir weiter nach Fiji. Wir kommen in der alten Hauptstad Levuka auf der Insel Ovalau an. Vom kolonialen Charme ist zwar hier auch nichts mehr zu spüren, das Dorf ist durch eine Thunfischfabrik olfaktorisch und durch einen Generator akustisch beeinträchtigt, die Fijianer sind jedoch sehr freundlich, grüßen mit Bula, Bula und nachdem wir um alle Formalitäten zu erledigen 3 mal das Dorf auf und ab gelatscht sind wissen alle dass wir „die vom Boot“ sind.

 

Mit 2 Stopps in der Lagune des sogenannten „Bau-Waters“ segeln wir weiter nach Suva der aktuellen Hauptstadt Fijis. Wir nehmen eine Gratisboje vor dem Tradwinds Hotel, einem Motel etwa 15 Minuten außerhalb der Stadt, direkt neben uns liegt eine traditionelle Drua. Die Busse fahren häufig und sind günstig, außer uns sind nur Fijianer unterwegs, als wir etwas hilflos dreinschauen wird uns sofort weitergeholfen. Die nächsten 10 Tage verbringen wir mit Kinobesuchen und indischem Essen. Der Grünmarkt ist reichlich und nach langem Suchen finden wir endlich auch wieder ungesalzene Butter und Joghurt. Nur das Wetter spielt hier nicht richtig mit, da die Stadt an der Ostküste liegt regnet es relativ häufig (in der Regenzeit an 9 von 10 Tagen und in der Trockenzeit an 7 von 10 !!!). Wir decken uns noch mit Kava ein, dem traditionellen Gastgeschenk. Möchte man ein Dorf besuchen fragt man beim Oberhaupt um Erlaubnis und gibt dafür einen Bund Kava. Aus diesem wird in einer Zeremonie ein bräunliches leicht sandig schmeckendes Getränk zubereitet das reihum aus einer Kokosnußschale getrunken wird. Heutzutage reicht meist das Überreichen der Kavawurzel.

Weiter geht es nach Kadavu zum „great Astrolabe Reef“. Leider passt das Wetter nicht, es ist recht windig, sodass wir nicht zum Außenriff schnorcheln fahren können. Wir verbringen einige ruhige Tage in Ono und Dravuni, bekommen Bananen geschenkt und sitzen mit dem Häuptling zum Tee unter dem Mangobaum außerdem Treffen wir Nick und Sue von der ALBA und David und Cindy von der Full Circle.

In einer gemütlichen Nachtfahrt setzen wir zum Festland über. In Likuri Bay nehmen wir an einem Lovo-Essen teil. Die Speisen werden langsam im Erdofen gegart, zur Unterhaltung gibt es danach eine Tanzshow mit Feuer. Durchaus bemüht aber mit dem Heiva-Festival in Tahiti können die Hobbytänzer nicht mithalten. Im Laufe unseres weitern Aufenthalt müssen wir auch feststellen dass diese Show leider offensichtlich nur für Touristen und in jedem Hotel gleich stattfindet.

 

In Port Denerau machen wir DIE Entdeckung, ein super Fleischer der nach unserer langwierigen Erklärung: we want lean Pork-Steaks no bone....... fragt: do you mean Schnitzel? Fertig paniert hätten wir sie übrigens auch noch haben können. In diesem Geschäft haben wir nicht zum letzten Mal eingekauft.

Anfang Juli erwarten wir unsere ersten Besucher. Mit Helene, Eva und Mirko verbringen wir 8 Tage im First Landing Resort in der Nähe von Lautoka. Das Boot ist praktischer Weise gleich nebenan in der Marina Vuda Point untergebracht. Mit dem Mietauto erkunden wir die Gegend. Die Sanddünen von Sigatoka, Urwaldspaziergang, botanischer Garten und Schlammbad stehen ebenso wie ein Besuch im traditionellen Dorf Navala auf dem Programm. Abends schlemmen wir meist im Hotelrestaurant – Mirko möchte wie im Reiseführer empfohlen sein Gewicht in Meeresfrüchten essen, die riesige Fischplatte kommt uns da sehr gelegen.

Weitere kulinarische Highlights sind natürlich Mamas Schnitzel und Palatschinken die wir in der kleinen Küche der Hirschl-Villa zubereiten.

 

 

Zum Ausspannen stehen dann noch 5 Tage im Musket Cove Resort auf dem Programm. Schnorcheln, Kanufahren und relaxen am eigenen Pool. Jeden Nachmittag kommt der Cookie-Boy und füllt die Keksdose auf – als er es einmal vergisst ist Kathi „not amused“. Als unser Außenborder streikt quartieren wir uns kurzer Hand für die letzten 3 Nächte auf dem Sofa des geräumigen Häuschens ein.

Unsere nächsten Gäste sind kurz darauf Thomas und Susie. Die beiden kommen aus ihrem Urlaub in China zu uns um mal so richtig Urlaub zu machen und sind wie sie uns ganz nebenbei erzählen auch auf Hochzeitsreise. Wieder geht es nach Musket Cove, und der Nachbarinsel Mana Island. Wir erkunden die Insel, fahren zu unseren Liebligsschnorchelplätzen und suchen gemeinsam nach neuen Muscheln am Strand. Daneben wird in alter Sperger Manier eifrig diskutiert.

 

Bevor wir Fiji verlassen wollen wir noch unbedingt in die Blue Lagoon in der Yasawa Gruppe. Der Name ist vielversprechend hält aber leider nicht was er verspricht. Das Wasser ist nicht besonders blau und der Str,and auch nicht besonders schön. An 2 Tagen die Woche ist er abgesperrt und nur für die Passagiere des Kreuzfahrschiffes zugänglich.

 

Weiter geht es nach Vanuatu. Aus Zeitgründen und weil wir nicht gegen die vorherrschenden Winde zurück segeln wollen beschließen wir nur die beiden südöstlichsten Inseln Vanuatus zu besuchen. Nach einer 4 tägigen Überfahrt erreichen wir Anateyum, gleich fällt uns das super klare türkise Wasser vor dem kleinen Inselchen Mystery Island auf. Wir reißen das Steuer herum, der Anker fällt, hier bleiben wir, die Behörden werden sich noch etwas gedulden müssen – wir nehmen an, dass hier sowieso nicht alles so streng gehandhabt wird. Das Wasser ist zwar ziemlich kalt dafür werden wir aber mit einer wunderbaren Unterwasserwelt belohnt. Erstmals sehen wir sogar eine lebendige Tritonschnecke, ein monströses 50cm großes Tier mit wunderschönem Haus. 2 mal die Woche kommt hier ein Kreuzfahrtschiff an und spuckt dann seine 2000 Passagiere auf das winzige Eiland aus. Zu dieser Zeit sind auch Zollbeamte hier und man kann alle Formalitäten erledigen, auch ausklarieren mit einem von uns gewünschten Datum können wir schon. Die Gebühren dafür wandern, wie wir später erfahren in die Taschen der Beamten.

 

Unser nächster Stopp ist Tanna mit seinem aktiven Vulkan. Ein durchaus spektakulärer Anblick, die Kosten der Besichtigung stehen jedoch nicht wirklich im Verhältnis zum gebotenen und es bleibt leider das Gefühl zurück daß Touristen ausgenommen werden. Obwohl die Leute sehr nett sind wird doch von Seiten der Besucher eine gewisse Großzügigkeit erwartet. Handys werden generell auf den Yachten aufgeladen und wenn ein einheimisches Boot kaputt ist erwähnt Stanley das ganz beiläufig im Gespräch und hofft offenbar dass sich das Problem so von selbst löst. Neben den kleinen Geschäften mit den Touristen versorgen sich die Menschen im Dorf komplett selbst. Jeder baut sich seine Hütte, pflanzt was er zum Essen braucht und fischt mit selbstgefertigtem Kanu in der Lagune. Eine interessante Erfahrung.

 

Für die Strecke nach Neukaledonien haben wir uns einer Ralley angeschlossen. Normaler Weise kann man nur in Noumea einklarieren, wir wollen jedoch auch noch die Loyalty Islands die zwischen Tanna und dem Festland von Neukaledonien liegen besuchen. Die Ralley Organisatoren fliegen dann die Offiziellen nach Lifou ein. Für die nächsten paar Tage müssen wir leider ein wenig Individualität einbüßen, wir ankern im Pulk – wenigstens haben wir uns den Platz ganz vorne neben der Schildkröte geangelt – und kommen uns ein bisschen wie im Kindergarten vor wenn die Teilnehmer am Strand Sackhüpfen oder wie von der Tarantel gestochen im Ankerfeld von Boot zu Boot fahren.

 

Gemeinsam mit den Hendersons von der Skylark seilen wir uns ab und segeln nach Iles de Pins. Der beste Ankerplatz ist laut Ralleyleitung ausnahmslos nur für Katamarane geeignet – perfekt. Dank unserer Geheimwaffen Kurzkiel und Sonar finden wir einen der allerbesten Ankerplätze auf unserer Reise in 2m kristallklarem Wasser mit super tollem Riff gleich ums Eck in der Gadji Bay. Andere Boote kommen und gehen aber bei uns scheint sich der Anker irgendwie festgesetzt zu haben. Erst als unsere Vorräte zur neige gehen und auch der selbst gefangene Fisch der Skylark und der Be and Be aufgegessen ist fahren wir weiter.

 

In der südlichen Lagune ankern wir vor der Insel Ua und wieder wartet ein Highlight auf uns, das absolut beste Riff das wir je gesehen haben. Zum Glück haben diesmal wir einen Fisch gefangen sodass wir unsere fahrt nach Noumea noch für ein paar Tage rausschieben können. Zwei mal täglich schnorcheln wir bis uns die Lippen blau werden, dann gibt es ganz britisch Afternoon Tea auf der Skylark.

In Noumea genießen wir französische Kulinarik und Kultur und bereiten uns auf die Fahrt nach Australien vor. Die Skylark wird verkauft und bei der Abschiedsfeier fällt Stewart vom Steg und verletzt sich am Fuß sodass Kathi wieder mal doktoren darf.

 

Schweren Herzens bereiten wir uns auf den Abschied der pazifischen Inselwelt vor. Das 2. Jahr im Pazifik war schön und hatte tolle Highlights zu bieten.