Reisebericht Mittelamerika


Auf unsere Durchquerung Mittelamerikas haben wir sowohl einige der schönsten als auch der hässlichsten Plätze der bisherigen Reise gesehen.

Nach 8-tägiger gegen Ende hin rasanter Fahrt über das karibische Meer erreichen wir die Insel Porvenir im San Blas Archipel. Die Einklarierungsformalitäten sind erwartungsgemäß etwas Aufwendiger, alle Formulare werden händisch und mit Pauspapier ausgefüllt. Die Panamaner nutzen ihre strategische Position schamlos aus, Entry Tax, Cruising Permit und Kuna-Gebühr belaufen sich auf insgesamt 560$, an die Kosten für den Kanal will man hier noch gar nicht denken.

Das Gebiet hier gehört zwar zu Panama wird aber von den Kuna Indianern autonom verwaltet, das Leben ist Großteils noch sehr traditionell. Frauen tragen bunte traditionelle Kleidung, das Dorf wird von einem Häuptling angeführt, allabends treffen sich die Dorfbewohner im Congresso um Probleme des täglichen Lebens zu besprechen und die alten Traditionen zu pflegen. Es gibt einen Medizinmann, oder Frau und wenn jemand Krank ist ist  es meist ein spirituelles Problem und die Geister müssen wieder besänftigt werden. Die Gesellschaft ist matriarchalisch, die Frauen besitzen Geld und Land, bei einer Hochzeit zieht der Mann ins Haus der Schwiegermutter. Seit die Regierung vor einem Jahr jeder Familie eine Solarzelle geschenkt hat, hat das moderne Leben allerdings auch hier Einzug gefunden, viele Kuna haben ein Handy und im Dorf laufen ständig Fernseher und Radio und auch jede Meng Plastikmüll sammelt sich an. Da es jedoch weder Mülltrennung noch Müllabfuhr gibt landet das meiste davon im Meer und die Dörfer versinken im Müll.

 

Kuna-Kinder
Kuna-Kinder
Kunadorf mit Solar-Straßenbeleuchtung
Kunadorf mit Solar-Straßenbeleuchtung
Krankenhaus
Krankenhaus
Müllproblem
Müllproblem
Fortbewegungsmittel Nr.1: Einbaum
Fortbewegungsmittel Nr.1: Einbaum
WC
WC

Traditionelle Baumethode
Traditionelle Baumethode

Segelt man jedoch nur ein paar Meilen weiter zu einer der unzähligen unbewohnten Inseln findet man tropische Inselparadiese mit weißen Sandstränden und überhängenden Palmen, kristallklares Wasser und perfekte Schnorchelplätze mit super Unterwassersicht auf angenehmen 2m Wassertiefe.

 

Ein bis Zweimal die Woche kommt das Einkaufsboot vorbei, die kolumbianische Händler kommen längsseits ans Boot und verkaufen Obst, Gemüse, Fleisch und natürlich Bier. Von den Kuna kann man für wenige Dollar Fisch, Oktopus oder Langusten erwerben.

Diese Plätze muß man sich dann nur mehr mit den unzähligen amerikanischen Wassercampern teilen die die meisten Zeit des Jahres hier verbringen da zu Hause in New Orleans in der Nachbarschaft Leute ermordet werden.

Hier haben wir uns auch zum ersten mal regelmäßig im Funknetz angemeldet, jeden Morgen meldet man sich mit seiner Position und wenn man Hilfe braucht oder eine Frage hat gibt es immer zahlreiche Seglerkollegen die mit Rat und Tat zur Verfügung stehen.

Wir lernen auch erstmals Segler kennen die auch auf dem Weg in die Südsee sind. Bill und Jean von der SV Out oft he Bag und Tony von der SV Tactical Direction wollen kurz nach uns durch den Kanal. April und Cain mit Hund Quinn von der SV Spirit of Argo müssen aufgrund eines gesundheitlichen Problems noch ein Jahr warten bevor es für sie weitergeht. Wir treffen auch Gerwald und Conny von der SV Bellatrix aus Deutschland sowie Günther der gerade die Yacht Momo seines guten Freundes hütet.

Beachvolleyball
Beachvolleyball
Inselparadies
Inselparadies
Blick vom Mast
Blick vom Mast

April, Cain und Quinn von der SV Spirit of Argo
April, Cain und Quinn von der SV Spirit of Argo
Langusten
Langusten
Kokossuppe
Kokossuppe

Nach 4 erholsamen Wochen machen wir uns über Portobello auf den Weg nach Colon. Die Stadt am Eingang zum Panamakanal ist bekannt für ihrer hohe Kriminalität, man bewegt sich am besten nur mit dem Taxi fort. Außer zahlreichen Containerterminals gibt es noch die Free Zone, eine Zollfreizone von der Größe einer Kleinstadt in der man von Elektronik über Spirituosen bis hin zu Einrichtungsgegenständen alles Steuerfrei erwerben kann, meine hier gekaufte GoPro ist allerdings schon wieder kaputt. Wir parken unser Boot für eine Woche in der Shelterbay Marina, unsere To-Do Liste ist lang, neben den üblichen Erledigungen wie Wäsche waschen, Boot putzen, Einkaufen und Blogs schreiben müssen wir auch noch unseren Kanaltransit organisieren. Erstaunlicher Weise geht das relativ zügig und problemlos, alle sprechen Englisch. Man meldet sich per Mail an, ruft dann an ob das Mail auch angekommen ist, vereinbart einen Termin für die Vermessung des Bootes, ruft in regelmäßigen Abständen im Büro an um den Termin zu bestätigen, füllt mit dem Vermesser diverse Formulare aus, fährt dann mit 1875$ in bar mit dem Taxi (!) in die Bank in Colon, ruft erneut im Büro an ob die Zahlung eingegangen ist und vereinbart einen Termin für den Kanaltransit. Dann ruft man 48, 24 und 12 Stunden vor Transit an um den Termin zu bestätigen und den genauen Zeitslot zu erhalten.

Transamericana-Brücke über den Gatunsee
Transamericana-Brücke über den Gatunsee
unser Schleusennachbar
unser Schleusennachbar
unsere Linehandler
unsere Linehandler
Hart arbeitender Advisor
Hart arbeitender Advisor

Bevor es für uns durch den Kanal geht fahren wir quasi zur Übung mit Stewart, Louise, Hanna und Eleanor auf der SV Skylark am Osterwochenende durch den Kanal, Eiersuche am Ostersonntag inklusive. Die Briten wollen auch ein ganzes Jahr in französisch Polynesien bleiben, wir werden uns also sicher wieder über den Weg laufen.

Auch unser Kanaltransit verläuft Gott sei Dank problemlos. Silke von der SV Fayo, Hille von der SV Infinity und Patrice von der SV Silmarillion helfen bei uns als Linehandler aus. Wir starten am Dienstagmittag durch die Atlantikschleusen, übernachten vor Anker im Gatunsee und verlassen die letzte Schleuse auf der Pazifikseite gegen Mittag am nächsten Tag. Beim Balboa Yachtclub setzen wir unsere Linehandler und die gemieteten Leinen und Fender wieder ab und fahren noch 2 Meilen weiter um in La Playta vor Anker zu gehen.

Eigentlich haben wir geplant hier 1 Woche zu verbringen, allerdings sehen wir dass sich schon in 3 Tagen ein ideales Wetterfenster für den Start unsere Pazifiküberfahrt auftut. Also wiedermal im Eiltempo Einkäufe erledigen, Mc Donalds, Dunkin Doughnut und Eisladen abklappern, Seekarten kopieren einige neue T-Shirts ohne Loch für Wolfi besorgen. All das gestaltet sich etwas kompliziert da der Ankerplatz recht weit von der Stadt entfernt ist und der Bus nur unregelmäßig fährt und wegen Bauarbeiten auch das Wartehäuschen fehlt und so der Bus nur nach Lust und Laune stehen bleibt. Es ist heiß, staubig und laut, die vorbeifahrenden Frachtschiffe hinterlassen Ruß am frisch geputzten Boot und das Wasser ist trüb und eignet sich weder zum Wasser machen noch zum baden.

Wir schaffen es tatsächlich, 3 Tage später setzen wir Segel Richtung Las Perlas wo wir noch einen kurzen Zwischenstopp planen. Leider stellen wir am Abend fest dass  2 unserer Wanten nicht mehr einwandfrei sind, also geht es postwendend die 30 Meilen wieder zurück nach Panama City wo wir die beschädigten Teile austauschen. Mit 3 Tagen Verspätung geht es am 7.4.2016 nun wirklich los, wir brechen zur längsten Strecke unserer bisherigen Reise auf. 4000 Meilen Pazifik warten auf uns.

Gebühr für den Kanal
Gebühr für den Kanal