Vorbereitungen

Segel Instandsetzung unterwegs
Segel Instandsetzung unterwegs

Lange haben wir gewartet mit diesem Artikel, denn wir wollten Ihn erst schreiben, nachdem die Vorbereitungen abgeschlossen waren. Langsam müssen wir aber einsehen, dass sie ohne Unterbrechung in die Wartungsarbeiten übergehen und nie enden werden. Die To Do Liste will einfach nicht kürzer werden.

Momentan  ist also noch auf der Liste: Die Reste des zweiten Radarreflektors, der sich am Mast zerlegt hat entfernen (Die Dirk hatte sich darin verfangen). Die Rollen bei der Seilumlenkung vom Mast zum Cockpit drehen sich nicht sauber – Schmieren. Der Watermaker arbeitet nicht. Wir bekommen einen neuen auf Garantie in Lanzarote. Die Klo-Spülungspumpe geht schon wieder etwas schwer und muss geschmiert werden. Die Laderegler knachsen manchmal komisch und müssen neu aufgesetzt werden. Das Unterwasserschiff muss gereinigt werden.....

Kurz uns wird noch nicht langweilig.

Zur Chronologie der Vorbereitungen

Zwei Jahre vor Abreise:

Anfangen tut alles wenn die Idee ins Unbekannte aufzubrechen zu einem konkreten Vorsatz mit Datum für die Abfahrt wird. Bei uns war dies nach unserer zweiten dreimonatigen Adria-Reise der Fall. Uns war klar  geworden dieses Leben am Wasser in fremden Gefilden ist genau das richtige für uns. Wir wollten mehr davon!

Die umfangreiche Literatur, die schon zu Hause herumlag, wurde jetzt noch intensiver studiert und um einige zusätzliche Bände ergänzt. Die Favoritensammlung unseres Browsers wurde immer länger und unzählige Erfahrungsberichte wurden gelesen und die Web-pages von Langfahrtseglern unter die Lupe genommen.

Wir führten Diskussionen über Route, Bootstyp, Ausrüstung, Wunschdestinationen,...

 

Außerdem nahmen wir Kontakt auf mit Bekannten von Bekannten, die schon einen Schritt weiter waren und noch unterwegs waren (Öhlingers) oder überhaupt schon zurück waren (Evi Straser und Wolfi Wirtl). Viele wichtige Tipps bekamen wir bei dieser Gelegenheit, danke an dieser Stelle noch ein Mal!


Überlegungen über Bootsgröße und Typ, sowie die Ausstattung, die wir unbedingt zusätzlich brauchten, wurden ständig konkreter. Wir durchforsteten schon diverse Foren wegen Erfahrungsberichten, Onlineplattformen für gebrauchte Boote und kontaktierten schon einmal Hersteller von wichtigen (und teuren) Ausrüstungsgegenständen. 

Sonnenschutz für das Rollsegel wird aufgenäht
Sonnenschutz für das Rollsegel wird aufgenäht
Kathi sichtet und katalogisiert unsere umfangreiche Bordapotheke
Kathi sichtet und katalogisiert unsere umfangreiche Bordapotheke
Wolfi an der Bandsäge; die Maststufen entstehen
Wolfi an der Bandsäge; die Maststufen entstehen

Unsere Oceanis auf dem Weg ins Wasser
Unsere Oceanis auf dem Weg ins Wasser

Die pragmatischen Vorgaben für unser Boot waren: Kompaktheit (ca. 10-11m); Standardbau aus GFK mit lauter Standardbauteilen (Ersatzteilbeschaffung, kein dauernder Kampf gegen Korrosion), Sicherheit: Rollsegel (Reffen aus dem Cockpit), selbstlenzendes Cockpit, Sprayhood und Bimini (Sonnen-/Wetterschutz); nicht älter als 15 Jahre (kein Seelenverkäufer), bescheidener Komfort unter Deck auch auf See: Küche in L-Form, Kühlschrank, ordentlicher Navitisch (bei uns wird mit Seekarte navigiert), 3 Kabinen-Version (Stauraum, Gästekabine), vernünftiges Bad mit Dusche (dort ist auch der Wassermacher und die Camping-Waschmaschine vorgesehen);

All diese Vorgaben wurden am besten von der Bénéteau Oceanis 361 in Einklang gebracht.

Ein Jahr vor Abreise:

Bei einem Frankreichurlaub entdeckten wir unser Boot in einer gewöhnungsbedürftigen  Marina mit monströser Bebauung aus den Siebzigerjahren nahe Nizza. Es war das fünfte oder sechste Boot, das wir uns angesehen hatten. In tollem Zustand und die Macken die es hatte, sahen wir (und unser Sachverständige) zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Es lag in Frankreich hatte einen italienischen Eigner und war unter belgischer Flagge unterwegs, richtig europäisch unsere Oceanis 361.


Alleine die Behördengänge bis das Boot unter Österreichischer Flagge war alle Funkgeräte angemeldet und Versicherungen abgeschlossen vergingen Monate.

Parallel dazu entstanden unzählige To-Do Listen zu allen Bereichen. Impfprogramm, Besorgungen, Bootsausrüstung, Kündigungen für Verträge aller Art, alle Sendungen auf papierlos umstellen, und und und

Elektronik für die Stromversorgung (Batteriemonitor, Laderegler, Inverser)
Elektronik für die Stromversorgung (Batteriemonitor, Laderegler, Inverser)
Maststufen werden montiert
Maststufen werden montiert

Serious Drogue, fertig gespleisst
Serious Drogue, fertig gespleisst

Ein halbes Jahr vor Abreise:

Dann gehen Vorbereitungen los wie Amateurfunkkurs/Prüfung, medizinische Grundkenntisse für Wolfi (Kathi als Lehrerin), gebraucht gekaufte Segel ausbessern, eines bekommt einen kompletten Recut, alles handgenäht, als Übung für den Ernstfall auf See.

Reise zum Boot, auf Herz und Nieren prüfen und alle Maße nehmen.

Das Zubehör wird endgültig bestellt, der Händler staunt über unsere Endlos-Excel-Liste. An kleinen praktischen Überlegungen merkt man auch, dass man sich innerlich auf die große Reise einstellt. Wir kaufen bewusster ein um besser abschätzen zu können, welche Mengen eigentlich von was benötigt werden. Dinge die kein Thema sind so lange ein Billa am Straßeneck ist. Ein Beispiel: leere Klo-Rollen werden mit Datum versehen zum Erfahrungen über den Verbrauch zu sammeln. Oder Konservendosen werden  öfters gekauft um schon mal auszuprobieren, was uns schmeckt und was gar nicht geht,...

luftiges Obstlager, Bücherregal hochseetauglich
luftiges Obstlager, Bücherregal hochseetauglich

Zwei Monate vor Abreise:

Wir fuhren mit einem von Wolfis Eltern geliehen Kombi, voll bepackt inklusive Alu-Profile am Dach zum Boot und montierten folgende Dinge: Solarträger + Photovoltaikmodule samt Verkabelung und Reglern, Batteriebank und Überwachungsmonitor, Radargerät, Sonar, Wetterstation, Decksbeleuchtung, 230 V-Steckdose im Bad (Waschmaschine), gesamte Beleuchtung auf LED umgestellt, Solarkocher samt Träger, Maststufen, Amateurfunkanlage inklusive entkoppeltem Achterstag,  Antennentuner und Pactor-Modem, Wind-Pilot- Anlage, Wassermacher samt Vorfilter, Lattenrost für unser Bett und unzählige Netze und Zurrgurte zur hochseetauglichen Verstauung von Allem. Das Antifouling (Unterwasseranstrich zur Verhinderung von Bewuchs) wurde zum Teil fünf fach aufgebracht und Opferdioden angebracht. Die neue Ankeranlage mit 80 m Kette  (in Summe 220 kg) wurde installiert. Dazwischen gab’s nur kurze spärliche Ausflüge nach Nizza und Cannes zum Spazieren, Kino gehen und Eis-essen.

Nach einem Monat Arbeiten auf Hochtouren war alles geschafft.

Abreise:

Die ersten drei Monate unserer Reise waren ausdrücklich als Probelauf deklariert. Das war auch unbedingt notwendig. Die Solarladeregler funktionierten selbst nach den dritten zugesendeten Geräten immer noch nicht tadellos. Der Batteriemonitor ebenfalls. Der neu gekaufte Watermaker war komplett funktionsuntüchtig und musste noch auf Lanzarote ausgetauscht werden. Unsere Ankerwinde stellte sich als unbrauchbar heraus und musste in La Ciotat ausgetauscht werden. Die Lichtmaschine funktionierte nicht und wurde in Malaga ersetzt. Wir bekamen eine neue Starterbatterie und ein Wackelkontakt beim Kontrollpanel für die Maschine musste behoben werden. Die Wetterstation hatte Aussetzer, wir brauchten ca. zwei Wochen bis wir unseren Autopiloten durchschaut hatten, beim Windpiloten waren wir selbst nach zwei Monaten noch sehr langsam beim Einstellen. Die Sonnenschutzpersenning für die Genua flatterte zuerst im Wind, nach dem Umnähen war sie zu eng und erst als wir einen Seilzug zum Spannen montierten, konnte man sie ordentlich verwenden. Der Heißwasserboiler tropfte anfänglich und wir durchschauten erst nach Wochen, dass das heiße Wasser einer Anlage zur Abwärmenutzung des Motors zu verdanken ist. Der Landanschluss funktioniert immer noch nicht richtig, was aber nicht dramatisch ist, da unsere (Solar-) Stromproduktion keine Wünsche offen lässt.

 

Solarkocher
Solarkocher
Naviecke
Naviecke
Keller
Keller

Unterwegs:

Nun sind wir also schon seit vier Monaten unterwegs und wie oben erwähnt immer noch regelmäßig mit Details am Boot befasst. Trotz alledem, man würde es kaum glauben, funktioniert das Boot in Summe wunderbar. Wir fühlen uns gut aufgehoben auf unserer Plastik Plankton, die Segeleigenschaften sind einwandfrei und inzwischen hat auch alles seinen Platz gefunden am Boot.