Reisebericht Indik


 

Am 11. August 2018 haben wir unser Boot mit Futter, Sprit, Gas und Wasser beladen und sind bereit den berüchtigten indischen Ozean in Angriff zu nehmen. Der Wetterbericht prophezeit für die ersten Tage etwas mehr Wind als wir uns wünschen würden, dafür ersparen wir uns die Flauten die in dieser Gegend sonst üblich sind. Wir werden gelegentlich von Delfinen begleitet und jeden Tag einmal von der Australischen Border-Force besucht. Sie überfliegen die Gewässer an der Nordküste Australiens regelmäßig sodass es ausgeschlossen ist ihrem Radar zu entgehen.

 

Wir kommen gut voran doch sorgen ständig wechselnde Strömungen und unangenehme Schiffsbewegungen für ungemütliches Segeln. Nach 17 Tagen erreichen wir Kokos Keeling und werden am letzten Tag noch mit einem Mahi-Mahi an der Angel für unsere Mühen belohnt. Wieder werden wir von Delfinen zu unserem traumhaften Ankerplatz vor Direction Island begleitet. Das Einklarieren ist eine Formsache und wir können bald baden, spazieren und unsere Freunde von der SY Silbermöwe besuchen. Im Konvoy mit zwei anderen deutschen Booten brechen sie aber schon am selben Abend Richtung la Réunion auf.

 

Wir wollen hier aber nicht so schnell weg, denn es handelt sich bei diesem Atoll um ein absolutes Highlight! Perfekter Strand, tolles Schnorcheln und Kokosnüsse soviel man tragen kann. Außerdem lernen wir wieder neue nette Segler kennen. Allen voran den Single-hander Tom aus England der ziemlich ähnliche Pläne hat wie wir.

 

Wir gehen gemeinsam auf Erkundung und müssen leider bald feststellen, dass die Außenseite der Insel bei weitem nicht so idyllisch ist. Aus Südostasien werden Unmengen von Plastikmüll angespült. Ein trauriger Anblick. Die Einheimischen organisieren regelmäßig Aufräumaktionen, doch eine Woche später sieht es wieder genau gleich aus. Wir besuchen das so genannte Home-Island wo die Nachfahren der Plantagenarbeiter wie der Name schon sagt beheimatet sind. Sie kommen ursprünglich aus Malaysia und sind Moslems. Sie düsen mit Kopftuch auf ihren Golfwagen über schön gepflasterte Straßen zu den bescheiden ausgestatteten Supermärkten. Beim Sportfest gönnen wir uns Satay – Spieße und in einem kleinen Pavillon mit Aussicht auf die Lagune gibt es Internet.

 

Nach etwa zwei Wochen lässt der konstant starke Wind etwas nach und wir machen uns am 14. September wieder auf den Weg. Das Ziel heiß Chagos eine unbewohnte Inselgruppe mitten im indischen Ozean. Wegen des immer noch starken Windes kommen wir flott voran eine kleine Entschädigung für die wirklich heftigen und unangenehmen Schiffsbewegungen. Am fünften Tag unseres Törns kommt eine Gruppe Grindwale ganz nahe ans Boot heran. Am neunten Tag erreichen wir wieder einmal die ITCZ-Zone mit den obligatorischen Wetterkapriolen. Starker Regen setzt ein. Am zwölften Tag bei Sonnenaufgang laufen wir in die Lagune des Salomon-Atolls ein und ankern vor Fouquet auf vier Meter Sand. Wir sind das einzige Boot in der Lagune. Die absolute Einsamkeit.

Leider spielt das Wetter nicht mit und wir müssen unsere Schnorchelausflüge und Strandspaziergänge in den wenigen Regenpausen unternehmen. Am sonst traumhaften Strand zeugt ein Katamaran-Wrack von einer vergangenen Tragödie. Auch hier ist leider auf der Außenseite der Insel alles voller Plastikmüll.

 

Am morgen des 1. Oktober taucht völlig unerwartet ein riesiges rotes Schiff vor dem Atoll auf. Kurze Zeit später düst ein Beiboot auf uns zu. An Bord ist der Fischerei und Zollbeamte ihrer Majestät, Simon. Der sympatisch, korrekte Beamte überrascht uns mit einem Korb frischer Früchte. Ein sehr willkommenes Geschenk. Die Formalitäten sind schnell erledigt und er erzählt uns wie er zwischen den Falklandinseln und Chagos „pendelt“.

Am 11. Oktober geben wir es auf doch noch sonniges Wetter auf Chagos zu erleben und legen in Richtung Seychellen ab. Das ist eine Planänderung, die sich aus dem genaueren Studium der Segelführer ergeben hat. Die Seychellen sollen sehr schön sein und liegen praktisch am Weg. Leider führt die Route etwas nördlich entlang und damit zum Zeitpunkt unserer Fahrt genau in der ITCZ. Also Flauten, Regen, Wetterkapriolen. Dazu kommt noch eine Gegenströmung die ebenfalls nicht in der Literatur erwähnt wird.

Mit ständigem Segelstellungswechsel, Motoren, Kurskorrekturen und enttäuschend niedrigen Etmalen kriechen wir dahin. Wegen der anhaltenden Flauten und der ständigen Gegenströmung wird es auch noch mit dem Diesel knapp. Kathi macht eine ihrer berühmten Ausstreichkalender und wir nützen jede noch so leichte Brise. Erst am Tag vor der Ankunft ergeben unsere Berechnungen, dass es sich sicher ausgeht. Es wird bis dato eine der mühsamsten Fahrten. Die Freude und Erleichterung ist dementsprechend riesig bei der Ankunft in Viktoria.

 

Die Insel Mahe mit der Hauptstadt Viktoria hat überraschend viel zu bieten. Es gibt endlich wieder frisches Brot, Croissants, Früchte, Schinken, Käse und sogar sehr gutes Eis. Die Welt ist wieder in Ordnung. Wir machen einen Ausflug auf die gegenüberliegende Seite der Insel zu einem malerischen Strand zwischen riesigen, schwarzen Granitblöcken. Wir bestaunen einen bunten Umzug der verschiedenen Bevölkerungsgruppen und besichtigen eine Rumdestillerie. Auf der Nachbarinsel „la digue“ machen wir bei einem Radausflug mit den Riesenlandschildkröten Bekanntschaft.

Ein paar ruhige Tage vor Anker mit Baden, Schnorcheln und Sonnen auf der Insel Praslin runden den gelungenen Aufenthalt auf den Seychellen ab.

 

Die nächste Segeletappe führt am berüchtigten Cap d’ambre, der Nordspitze Madagaskars vorbei. Auch der Windeinfallswinkel soll laut Literatur ungünstig sein. Ausnahmsweise irrt sich die offizielle Angabe zu unseren Gunsten. Wir erleben die schönste Fahrt des indischen Ozeans. Konstant leichte Winde von der Seite mit moderatem Seegang bescheren uns eine schöne Woche.

 

In Dzaoudzi auf Mayotte gehen wir auf die Suche nach einem guten Ankerplatz. Leider werden wir nicht fündig. Zwar liegen wir schlussendlich im Windschatten finden dafür keine gute Landestelle für das Beiboot. Wir müssen uns abseilen und das Dinghi herumtragen. Auch beim Versorgungsangebot sind wir etwas enttäuscht. Nach unseren positiven Erfahrungen in Tahiti hatten wir uns wieder die Palette von Carefour erhofft. Leider gibt es nur eine gute Konditorei und sehr bescheiden ausgestattete kleine Läden.

 

Wir beschließen spontan uns die Formalitäten zu sparen und gleich wieder abzulegen. Die Fahrt führt uns nun in den Mozambique-Channel das Meer zwischen Madagaskar und dem afrikanischen Festland. Wir kommen einerseits in den Einflussbereich des Aghulas - Stroms der uns nach Süden versetzt andererseits kommen uns regelmäßig starke Winde aus dem unwirtlichen Südpolarmeer entgegen. Diese Kombination kann zu sehr hohen Wellen führen. Deswegen macht man hier kurze Etappen zwischen den Ankerplätzen und fährt immer nur dann wenn die Bedingungen gerade passen. Wir ankern zwei Mal an der Küste von Mozambique (Ilhas Primeras, Inhaca) und müssen jeweils einige Tage bei unangenehmen Bedingungen auf das weiter fahren warten. Über Sat-phone und Amateurfunk halten wir Kontakt mit dem lokalen Wetterguru Des. Die Wettervorhersage ist wieder ein Mal unzuverlässig, was uns weitere unangenehme kurze Segeltörns beschert.

 

Nichts desto trotz erreichen wir am 15.12. rechtzeitig vor Weihnachten unseren ersten Hafen in Südafrika, Richardsbay. Wir residieren im netten Zululand Yachtclub. Hier gönnen wir uns als Belohnung für die überstandenen Strapazen des Indik ein paar Tage Entspannung im „Pongola Game Reserve“. Wir bekommen einige der spektakulären Tiere Afrikas zu Gesicht und werden kulinarisch verwöhnt.

Auch die restlichen zwei Wochen im Zululand Yachtclub vergehen wie im Flug. Wir lernen wieder ein paar „Yachties“ kennen. Thomas von der SY Quinuituq aus Österreich, der die Weltumsegelung im Eiltempo absolviert und Neville der schottisch-stämmige Südafrikaner der auch noch ausschaut wie Sean Connery und zu Silvester im Kilt unterwegs ist.

Die weitere Fahrt entlang der südafrikanischen Küste verläuft ähnlich wie im Mozambique- Kanal. Kurze Törns von einem Hafen zum nächsten immer wenn das Wetter es zulässt. Wir stoppen in Durban, East London und Port Elisabeth an der Ostküste Südafrikas. Diese schmutzigen und gefährlichen Industriestädte hinterlassen einen trostlosen Eindruck.

Für den längeren Trip von Port Elisabeth nach Kapstadt haben wir Glück und erwischen sehr günstige Wetterbedingungen. Dennoch ist die Fahrt zum Teil rau und wir stellen beim Surfen auf den großen Wellen den absoluten Geschwindigkeitsrekord mit unserem Boot auf: 12 Knoten. Kap Aghulas und das Kap der guten Hoffnung passieren wir in großem Abstand, deshalb ist das ganze unspektakulär. Dennoch ist die Freude und auch der Stolz eines der großen Kaps des Südens gerundet zu haben, sowie den indischen Ozean bezwungen zu haben bei unserer Ankunft in Kapstadt groß.

 

Wir haben uns wieder eine Belohnung verdient, wir gönnen uns alles was die Kapregion zu bieten hat. Tolle Lokale in Kapstadt mit gutem Essen und netter Gesellschaft (Thomas von der Quinuituq, Tom von der Fathom, Hanne und Kali von der Silvermöse und Ute und Rainer von der Trinity), Pinguine und spektakuläre Aussicht am Kap der guten Hoffnung, Museen und Spaziergänge an der Waterfront sowie einen luxuriösen Kurztripp in die malerische Weinregion in und um Stellenbosch.