Finanzierung

Weil man immer wieder gefragt wir: wie kann man sich sowas leisten? 

Ich dachte früher auch immer, dass segeln nur was für reiche Schnöseln ist. Obwohl natürlich die Schöseldichte relativ hoch ist, ist segeln auch für den Ottonormalverbraucher leistbar. 

Es verhält sich da ähnlich wie beim Autofahren: Es kommt ganz darauf an, was für ein Modell man haben möchte. Hubschrauberlandeplatz und Mini-uboot - eher Schnöselkathegorie - das VW Golf Äquivalent, eine Bavaria, womöglich noch gebraucht können sich schon recht viele leisten. 

Unser Boot, eine 15 Jahre alte Benneteau Oceanis 361 (die französische Variante einer Bavaria - aber als Österreicher kann man einfach nicht mit einem Boot das Bayern heißt um die Welt segeln) hat 47.500€ gekostet. Jetzt muß man noch bedenken, würde man das Boot gleich nach der Reise also in gut 5 Jahren wieder verkaufen, läge der Wiederverkaufswert immer noch bei 35.000€, also wesentlich besser als bei einem Auto.

Zusätzliche Kosten im Rahmen des Kaufs waren noch ein Marinegutachter um 1000€ sowie ein Landliegeplatz nahe Nizza für 2700€ für ein Jahr.

Weitere Ausrüstungsgegenstände die noch für die Langfahrt benötigt werden schlagen sich mit etwa 30.000€ zu Buche, wobei auch da bei einem Wiederverkauf 10.000€ wieder hereinkämen.

 

Wie ist das nun mit den laufenden Kosten?

Die monatlichen Kosten auf Reisen sollen in etwa denen zu Hause entsprechen, statt einer Miete bezahlt man Hafengebühren und Bootsreperaturen, wenn man zu Hause gerne essen geht, viel einkauft und auch oft ein Bier im Lokal trinkt wird man das weiterhin machen. 

Wir rechnen mit 1000€ pro Person und Monat macht bei 2 Personen und 3 Jahren 72.000€, da sind dann aber auch z.B Versicherungen und Reparaturen inkludiert. 

 

Wenn man die ganze Rechnung dann zu Ende führt bleiben Kosten von ca. 18.000€ pro Person pro Jahr über also 54.000€ für die ganze Reise. Ist zwar schon eine Menge Geld aber mit solchen - und noch größeren Summen - wird bei einem Auto oder gar Wohnungskauf auch recht schnell hantiert.

7 Kommentare

Segel nähen

Wir sind im Besitz von zwei 15 Jahre alten Segeln - scheinbar noch die originale Besegelung unseres Bootes, das Genua hing wohl auch 15 Jahre lang eingerollt in der südfranzösischen Sonne und ist dementsprechend an den Rändern recht mitgenommen, das Großsegel ist da besser in Schuß. Außerdem haben wir noch eine weitere Genua um 300€ sowie einen Blister mit Bergeschlauch um 700€ gebraucht gekauft, beide müssen noch an der einen oder anderen Stelle ausgebessert und verstärkt werden.


Nur kurz zu den handwerklichen Vorraussetzungen die wir mitbrachten.

Kathi kann Menschen zusammennähen und wenns sein muß auch einen Knopf annähen

Wolfi: textiles Werken in der Unterstufe

Was tut man also wenn man jetzt 150qm Stoff an der Backe hat? Man kauft sich das Buch Sailmakers Apprentice ließt es durch und gibt dann im Youtube Sailrepair ein. Dann bestellt man bei Sailrite die nötigen Materialien und los geht's - Achtung die von Sailrite sind aus den USA, ergo wollen die bei der Lieferung noch Zollgebühren, und nicht zu knapp 450€ bei einer Bestellung von 1500€, es war uns eine Lehre, aber leider ist das ganze Zubehör in Europa im Einzelhandel nicht zu bekommen.


Ein ziemlich großer Raum wäre auch nicht schlecht, in unserem Fall konnten wir den Salvatorsaal der Pfarre Mariahilf in Wien benutzen - Danke dafür. Ein sehr schöner barocker Raum der sonst für Konzerte und Hochzeiten genutzt wird und er war gerade groß genug. 


Wir machen aus unserem großen kaputten Genua ein kleineres, dazu haben wir im Prinzip einfach aus dem großen Dreieck ein kleines herausgeschnitten und dann die Ränder wieder umgenäht. Insgesamt ca 20 Meter Zickzack Stich wobei aufgrund der dicke des Materials jedes (!) Loch mit Hammer und Piekser vorgestanzt werden muß - und ich sage euch das sind echt viele Löcher. Dafür hat Kathi 12 Stunden gebraucht. Dann müssen noch die Ecken verstärkt werden, da die natürlich am meisten beansprucht werden müssen Verstärkungsbänder auf 10 Schichten Dacron aufgenäht werden und zum Schluss noch ein Lederpatch. Die Arbeiten an unserem alten Genua dauern 3 Tage, die anderen Segel sind nicht so aufwändig, dort verstärken wir nur die Ecken und machen Leder drauf. 

Und falls sich wer fragt warum wir nicht die Nähmaschine nehmen, normale handelsübliche Maschinen sind einfach nicht stark genug - ich erinnere nur nochmal an den Hammer und Piekser, und dann soll mir noch einer erklären wie man die anderen 30qm an denen man gerade nicht näht (das ist ungefähr so groß wie ein Wohnzimmer) in, um und durch die Nähmaschine herumwurstelt. 


Alles in allem aber wirklich lustig und schön sind sie auch noch unsere gepimpten Segel. Handgenäht, das macht ja heutzutage keiner mehr, zu aufwändig und kostenintensiv. So haben wir nun in Heimarbeit wirklich edle Stücke hergestellt. Positiver Nebeneffekt: falls unterwegs mal eines kaputt geht wissen wir wie man es repariert und müssen nicht erst aufwändig und teuer einen Segelmacher suchen.


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